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Verband protestiert mit Plakataktion gegen die dramatische Situation von Referendaren
Das Maximilianeum ist ein Lieblingsmotiv für Touristen, was sich hinter den Mauern des Landtags abspielt, bekommen nur die Wenigsten mit. Am kommenden Dienstag dürfte sich das ändern. Mit einer Plakataktion will der bayerische Realschullehrerverband Alarm schlagen und auf die dramatische Situation seiner Referendare aufmerksam machen. In diesen Tagen entscheidet sich im Kultusministerium und in den Bezirksregierungen, wie viele Lehrer der Staat zum kommenden Schuljahr einstellt. Kaum einem Datum wird in der Bildungsszene so entgegengefiebert wie dem im Juli. Für den Lehrernachwuchs geht es um die Existenz, für Schulen und Kollegien um Entlastung.
Noch laufen die Verhandlungen, aber eines ist für die Verbände schon jetzt klar: Realschullehrer wird es noch schlimmer treffen als im vergangenen Jahr. 230 Lehrer stellte der Freistaat damals ein, knapp zehn Prozent der Bewerber. Diesmal rechnet der Realschullehrerverband mit noch weniger festen Jobs. Die Proteste am kommenden Dienstag sind daher auch als Hilferuf zu verstehen: An Litfaßsäulen am Landtag, an Marien- und Odeonsplatz soll das Plakat auf die Situation der Realschullehrer hinweisen – und Unterschriften zur Unterstützung bringen. Die will der Verbandsvorsitzende Jürgen Böhm zum Ende der Sommerferien Bildungsminister Ludwig Spaenle überreichen.
“Die Realschulen brauchen die jungen Kollegen dringend”, sagt Böhm. Die Grundversorgung des Unterrichts sei zwar gesichert, aber um die Qualität zu halten und für Herausforderungen wie Flüchtlingszuwachs, individuelle Förderung und die Digitaloffensive der Staatsregierung gewappnet zu sein, brauche es Nachwuchs. “Die Belastung der älteren Kollegen wird immer größer und die jungen haben keine Perspektive”, sagt Böhm. Bekäme jede staatliche Schule eine Stelle für Digitalisierung und einen Springer, wären das 500 Stellen.
Das Problem liegt im System: Durch die Einführung der sechsstufigen Realschule vor 15 Jahren kamen viele junge Lehrer an die Schulen, der Altersschnitt liegt derzeit bei knapp 42 Jahren. Bis die nächsten Pädagogen in Pension gehen, werden also Jahre vergehen, ohne dass Stellen frei werden.
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Völlig anders ist die Situation an den Grund- und Mittelschulen: Hier sieht es tatsächlich so aus, als könnten im kommenden Schuljahr sämtliche 2600 Bewerber eine Anstellung finden. Da erfahrungsgemäß nicht alle Bewerber, die auf der Liste stehen, den Job auch antreten, könnte es laut Ministerium sogar nötig sein, dass arbeitslose Gymnasial- und Realschullehrer eine Stelle an der Mittelschule angeboten bekommen. Sogar Fachleute müssen Jahrzehnte zurückdenken, um sich an eine vergleichbare Quote zu erinnern. Ähnlich gut soll die Lage an den Förderschulen sein.
Grund-, Mittel- und Berufsschulen profitieren besonders vom steigenden Zuzug der Asylbewerber, denn ein Indikator für Lehrerstellen ist auch die Zahl der Schüler. Kinder von Flüchtlingen werden in Übergangsklassen unterrichtet und auf das Schulsystem oder den Beruf vorbereitet. Im Herbst soll die Zahl der Übergangsklassen auf 375 erhöht werden, die Sonderklassen an den Berufsschulen wachsen von 260 auf 440, das entspricht 147 Stellen allein an den Berufsschulen. Entsprechend geht man auch im Ministerium von hervorragenden Chancen für angehende Berufs-, Grund- und Mittelschullehrer aus. Die Lage an den Gymnasien sei stabil, heißt es, ebenso an den Realschulen.
An Bayerns Gymnasien wurden im vergangenen Jahr 550 Junglehrer eingestellt. Die besten Aussichten bestehen in naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, deutlich schlechter sieht es bei den Sprachen oder geisteswissenschaftlichen Fächern aus. Generell ist die Einstellungssituation schwierig und die Zahl der befristeten Jobs hoch – wie bei Realschullehrern. Zu bezweifeln ist nur, ob deren Protest Erfolg haben wird. Wenn das Kabinett am Dienstag von der Klausur am Tegernsee in den Landtag zurückkehrt, wird die Entscheidung über den Haushalt bereits gefallen sein.
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