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Diplom-Ingenenieur Hagen Lehnerdt war der Mann, der den versammelten Journalisten an jenem Novembertag 1981 bei einer improvisierten Pressekonferenz das Ausmaß der Schäden erläutern musste. Er war damals der verantwortliche Direktor für das Stullner VAW-Werk und wurde von den Arbeitern als Erster über die sich abspielende Katastrophe informiert. Damals sagte er noch am Unglücksort wie erleichtert er darüber sei, dass keine Beschäftigten verletzt wurden. Doch gleichzeitig musste er auch den Mitarbeitern die bittere Pille verabreichen, dass durch das Unglück ihre Arbeitsplätze in Gefahr sein könnten.
Trinkwasser nicht mehr aus der VAW
Der heute 84-Jährige lebt noch immer nahe dem einstigen Unglücksort, wo heute das Unternehmen Fluorchemie Stulln, das 1994 aus der VAW hervorging, Fluorid aus Flussspat herstellt. In seinem Haus hat er Filme und Fotoalben aufbewahrt, die an das Unglück erinnern. Sie dokumentieren das immense Ausmaß der Schäden ebenso wie das unfassbare Glück, das die Arbeiter hatten. Denn Flusssäure ist kein ungefährlicher Stoff. Er wird bei der Aluminiumherstellung eingesetzt und ist das am häufigste verwendete Ätzmittel in der Halbleiterproduktion. Aber auch bei der Herstellung von Teflon-Pfannen oder Zahnpasta kommt der Stoff zum Einsatz.
Die Gefährlichkeit der hochkonzentrierten Stoffe war es auch, die den Katastropheneinsatz in Stulln besonders machte. Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis wurden alarmiert. Polizei und auch der damalige Landrat Hans Schuierer waren vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der Wasserförderzug des Landkreises Schwandorf wurde herbeigerufen, da Flusssäure, wenn sie an die Luft gelangt, verdampft und eine gefähliche Gaswolke bildet, die durch das Besprühen mit Wasser aufgelöst werden kann.
Bereits am Morgen nach dem Unglück stellten die Fachleute fest, dass die sogenannte Grube „Erna“ mit Wasser vollgelaufen war. Damit war klar, dass nacht tagelangen Regenfällen ein Einbruch in das Grubengebäude mitursächlich für die Bildung des Erdkraters war.
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