Berliner Basketballer: Alba gehört nicht zum Fußvolk – FAZ

„Die haben nicht besser getroffen als wir“, klagte Svetislav Pesic. „Aber wenn sie eine zweite und dritte Chance bekommen, dann werfen sie immer wieder. Und irgendwann treffen sie.“ Mit der Entschlossenheit und Härte von Alba Berlin im Kampf um den freien Ball kamen die Spieler des FC Bayern München am Sonntag nicht zurecht. Zehn Rebounds mehr (39:29) schnappten sich die Berliner vor 14.000 begeisterten Zuschauern und münzten ihre Überlegenheit unterm Korb in 90:74 Punkte um.

Michael Reinsch



Folgen:



Alba bleibt ungeschlagener Tabellenführer der Liga, die Bayern gehen nach Niederlagen bei Real Madrid und gegen Roter Stern Belgrad in der Euro-League sowie bei den Bundesliga-Rivalen Frankfurt und Berlin durch ein schmerzhaftes Tal. Dusko Savanovic, der überragende Spieler des Teams, fehlte verletzt, Aufbauspieler Alex Renfroe ging angeschlagen in die Partie, und auf John Bryant verzichtete der Trainer, nachdem der Center in gut 13 Minuten Einsatzzeit drei Rebounds, drei Ballverluste und drei erfolglose Würfe zustande gebracht hatte. „Er hat mehr geweint als gespielt“, schimpfte Pesic über sein 2,11 Meter großes Sensibelchen. „Da spielen besser andere.“

Die Euroleague frisst ihre Kinder

So schön Pesic auf Spielern herumhacken kann, womöglich tut er ihnen unrecht. Denn auch das andere deutsche Team, das sich Woche für Woche in der Euro-League beweisen muss, verlor am Sonntag. Zwar nicht so deutlich wie die Bayern, doch ebenfalls angeschlagen mussten sich die Brose Baskets Bamberg zwei Tage nach ihrem Sieg über Sassari auf Sardinien den Frankfurt Skyliners 86:88 beugen. Ihr Aufbauspieler Brad Wannamaker überragte mit 36 Punkten. Nicolo Melli, am Freitag mit 26 Punkten der Mann des Abends, traf in Frankfurt nicht ein einziges Mal.

Das sieht nach einem Schema aus: Die Euroleague frisst ihre Kinder. Die Spieler haben zu wenig Zeit, sich von Donnerstag oder Freitag bis zu ihren Partien in der nationalen Meisterschaft zu erholen, die Trainer haben kaum Gelegenheit, ihre Mannschaften auf die ehrgeizigen Teams in der Heimat vorzubereiten. „Im November sollten Spieler nicht überbelastet sein“, widerspricht Pesic. „Vielleicht können wir davon reden, wenn wir die Top 16 erreichen.“

Mehr zum Thema

Sein Berliner Kollege Saša Obradovic konnte nach diesem Hinweis der Freude über seinen Sieg die Krone aufsetzen. „Wir haben im vergangenen Jahr Euroleague gespielt und im Dezember unser erstes Spiel verloren“, sagte er. So weit wie kein anderes deutsches Team je zuvor kamen die Berliner in dem bedeutendsten Wettbewerb des europäischen Basketballs, in dieser Spielzeit müssen sie im Eurocup ran, international zweite Liga. Da zeigt der Coach gern, dass Alba nicht zum Fußvolk gehört. „Dies war eine Nachricht und eine Demonstration“, freute sich Obradovic.

Seit dem Aufstieg der Bayern in die Bundesliga vor fünf Jahren ist dieses Team ein spezieller Rivale für Berlin. Mit vier ehemals Berliner Spielern, dem Trainergespann Pesic/Mutapcic und dem Sportdirektor Pesic junior, alle auf die eine oder andere Art Berliner Gewächse, ist die Rivalität geradezu familiär. „Ich glaube nicht, dass dieses Spiel ein besonderes war, weder für sie noch für mich“, behauptete dennoch Aufbauspieler Alex Renfroe, der aus Berlin nach München wechselte. „Wir spielen gegen fünfzig Teams pro Jahr, ich habe für zehn verschiedene Mannschaften gespielt. Ich würde nicht sagen, dass es irgendeine Partie gibt, die für einen Profi außerhalb der Norm ist.“

© dpa

Angeschlagen: Trainer Svetislav Pesic und die Bayern-Spieler gehen durch ein Tal


ALBA Berlin - Bayern München

© dpa

Angeschlagen: Trainer Svetislav Pesic und die Bayern-Spieler gehen durch ein Tal


Ismet Akpinar, der sich als Berliner Nachwuchsspieler im Training mit Renfroe messen durfte, sieht das anders. „Es herrschte eine andere Atmosphäre, eine größere Anspannung, ein anderes Feuer vor diesem Spiel“, verriet er. „Man kann nicht jedes Spiel so angehen.“ Er half mit, Renfroe auf 9 Punkte und eine Vorlage zu beschränken und zu vier Ballverlusten zu zwingen. Auch in dieser Auseinandersetzung ging es um den Beweis, dass Alba trotz im Vergleich limitierten Budgets gleichauf mit den Bayern ist, zu zeigen, dass Alba auch in diesem Jahr einen Platz in der Euroleague verdient hätte.

Einen Vorteil dadurch, dass die Eurocup-Spiele früher in der Woche stattfinden, spüren die Berliner Spieler nicht. „Wir trainieren so intensiv“, sagt der zwanzig Jahre alte Akpinar, „dass es sich anfühlt, als ob wir Euroleague spielten.“ Spielerisch erwartet der Coach von der Mannschaft noch einiges. „Wir investieren die Zeit, die wir im Eurocup gewinnen, in unsere Entwicklung“, sagt Obradovic. „Wir wollen auf Euroleague-Niveau spielen.“ Das mit der gewonnenen Zeit gleicht sich übrigens schon zu Wochenbeginn aus. An diesem Dienstag, fünfzig Stunden nach dem Triumph über die Bayern, tritt ein schwerer Gegner in Berlin an: Ludwigsburg. Das Team aus Württemberg ist das einzige, dem in dieser Saison ein Sieg über Alba gelang. Das nächste besondere Spiel für die Berliner.

Open all references in tabs: [1 – 3]

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply