Innenverteidiger beim Bayern-Sieg in Berlin nur auf der Bank
Mehdi Benatia ist kein Mann von Traurigkeit. Wenn der Marokkaner auf dem Platz steht, dann geht es für ihn nur um eines: Gewinnen. Mehr zählt nicht und dafür gibt er alles. Manchmal auch außerhalb der Regeln. “Ich bin eklig auf dem Platz”, hatte er dem kicker in einem Interview im August gesagt.
Der 27-Jährige, der für eine Ablösesumme von 26 Millionen Euro vom AS Rom nach München kam, hat sich bislang vor allem durch eine kompromisslose Zweikampfführung ausgezeichnet, in punkto Schnelligkeit und Stellungsspiel kann er noch arbeiten, wie auch das Spiel bei Manchester City (2:3) zeigte, als er wegen einer Notbremse gegen Sergio Aguero vom Platz flog.
Erster Platzverweis überhaupt
Was man kaum glauben mag: Es war Benatias erster Platzverweis überhaupt in seiner Karriere. Bei Hertha BSC saß Benatia 90 Minuten auf der Bank, Dante verteidigte für ihn. Eine Maßnahme mit Hintergrund? Beim FC Bayern hat man eigentlich bislang auf den Marokkaner gesetzt. Benatia spielte in allen wichtigen Spielen, in der Champions League stand er in den fünf bisherigen Partien in der Startelf. Dreimal ordentlich (zuhause gegen Manchester und Rom sowie in Rom), zweimal schlecht (in Moskau und Manchester).
Beim abschließenden Gruppenspiel zu Hause gegen ZSKA Moskau wird er nun seine Rot-Sperre absitzen müssen, im Achtelfinale wird er wieder spielberechtigt sein. Der Platzverweis hat seine Position sicherlich geschwächt, zumal auch seine Schnelligkeitsdefizite wieder zu Tage traten (so wie schon in Moskau und in Gladbach).
Und die Konkurrenz schläft nicht. Dante, der ihn gegen Manchester City und Hertha mehr als ordentlich vertrat, kämpft energisch um seinen Platz, und dann kommen in der Rückrunde ja auch Javi Martinez und Holger Badstuber wieder zurück.
Marokkos Suspendierung: Fluch und Segen
Doch ausgerechnet die Suspendierung Marokkos für den Afrika Cup, den das nordafrikanische Land aufgrund der Ebola-Epidemie nicht im Januar organisieren wollte, spielt ihm nun in die Karten. Denn hätte das Turnier wie vorgesehen mit Marokko in Marokko Ende Januar, Anfang Februar stattgefunden, wäre Benatia bereits Anfang Januar zu seinem Nationalteam gereist. So kann sich der Abwehrspieler voll auf die Vorbereitung mit den Bayern konzentrieren, schließlich kam er im August nicht austrainiert, mit kleineren Wehwehchen an Hüfte und Wade zum Verein.
Immerhin ein kleiner Trost für den Kapitän der marokkanischen Nationalelf, der von einem großen Turnier in der Heimat seines Vaters geträumt hatte. Benatia, der eine algerische Mutter hat, lebte nie in Marokko, wuchs in Frankreich auf. “Wir sind die ersten Opfer dieser Situation”, sagte Benatia der “L’Equipe”. “Wir sind sehr enttäuscht, aber wir sind mit unserer Regierung und unserem Verband absolut einer Meinung”, so der Bayern-Spieler.
Mounir Zitouni
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