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- Kathi Kink, 91, ist die wohl älteste Kellnerin Bayerns: Seit 75 Jahren arbeitet sie im Gasthaus von Naring.
- Mit 16 wurde sie von den Nazis als Aushilfe hinbeordert – und fand den Weiler schrecklich öde.
- Doch sie blieb hängen und sagt heute: “Das Wirtshaus ist mein Leben”.
Kathi Kinks Blick wandert immer wieder durch das Wirtshaus, während sie aus ihrem Leben erzählt. Sie schaut zur Tür, zum Tresen. Und fragt am Nachbartisch, ob es denn schmecke. Dann lächelt sie verschmitzt und setzt ihre Geschichte fort, nur um im nächsten Moment ein bekanntes Gesicht zu entdecken und auf einen kurzen Plausch zu verschwinden. Die 91-Jährige ist Kellnerin im Gasthaus zum Goldenen Tal in Naring bei Weyarn. Seit 75 Jahren.
“Ich mach des, so lang ich kann”, sagt die Seniorin bestimmt und streicht ihre Dirndlschürze glatt. Fünfzig Stück habe sie davon im Schrank. Alle Bedienungen im Goldenen Tal tragen Dirndl, bei ihren täglichen Einsätzen brauche sie eben viele davon, sagt Kathi Kink. Jeden Morgen hilft die 91-Jährige beim Kartoffelschälen, immer montags macht sie die Wäsche, eine Ladung Tischtücher nach der anderen, das dauere oft bis in den Abend. “Dass mir das nicht zu viel wird, das wundert mich selbst manchmal”, sagt sie lachend. Sie könne einfach nicht anders. Das Wirtshaus sei ihr Leben.
“Viel zu langweilig war es”
Nach Naring kommt Kathi Kink im Jahr 1939. Ein Jahr zuvor haben die Nationalsozialisten das Pflichtjahr eingeführt, alle jungen unverheirateten Frauen unter 25 Jahren müssen zwölf Monate in der Landwirtschaft oder bei einer kinderreichen Familie aushelfen. In Naring, bei der Wirtsfamilie Huber im Goldenen Tal, hat die damals 16-Jährige beides: Die Familie besitzt ein Stück Land am Ortsrand des 100-Seelen-Dörfchens und hat vor Kurzem eine alte Gaststätte mit Fremdenzimmern übernommen. Weil die Wirtin den ganzen Tag im Betrieb mit anpacken muss, wird Kink zur Ziehmutter für die beiden Wirtstöchter.
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Es ist ein Fulltime-Job: Sie wärmt ihnen morgens Milch auf, spielt mit ihnen, strickt Söckchen, wiegt die Kinder in den Schlaf. Dazu macht sie die Betten der Gäste. Wenn die Mädchen im Bett sind, hilft Kink im Lokal, meist bis spät in die Nacht. Zehn Mark habe sie dafür pro Monat bekommen, ein symbolischer Betrag. Doch Kathi Kink schafft es trotzdem, davon jeden Monat etwas beiseite zu legen. Ihr Ziel: nur wieder weg aus Naring. “Ich komme aus Prien am Chiemsee, da war viel mehr los”, erinnert sie sich. “Hier auf dem Dorf hat es mir überhaupt nicht gefallen. Viel zu langweilig war es.”
Dass Kathi Kink nach ihrem Pflichtjahr trotzdem bleibt, verdanke sie Irmgard, der dritten Tochter der Wirtsfamilie Huber. Kaum hat die alte Dame das gesagt, springt sie auf: Sie wolle mal sehen, ob Irmgard gerade da ist.
Als die Wirtsfamilie Huber kurz nach Kriegsbeginn ihr drittes Kind, Irmgard, erwartet, sitzt Kathi Kink schon auf gepackten Koffern, bereit, dem kleinen Naring im Goldenen Tal den Rücken zu kehren. Doch der Wirt bittet sie, zu bleiben. “,Mit drei Kindern kannst du uns doch nicht im Stich lassen’, hat er zu mir gesagt.” Also bleibt sie. Einem Pflichtjahr folgen 74 freiwillige Jahre. Bislang.
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