Energie
Seit den neuen Abstandsregeln ist Windenergie im Freistaat kein Thema mehr. Die Investitionen wandern in andere Regionen.
München.Der Ausbau der Windkraft in Bayern ist nach der Verschärfung der Bauvorschriften durch die Staatsregierung nahezu zum Erliegen gekommen. Von Anfang Dezember bis Ende März wurden bayernweit lediglich neun Anträge für neue Windräder nach den neuen Abstandsregeln beantragt. Das geht aus den Daten hervor, die das Umweltministerium auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen übermittelte.
Seit November 2014 gilt das neue Gesetz. Für Windräder gilt nun im Regelfall ein Mindestabstand vom Zehnfachen der Bauhöhe zum nächsten Wohnhaus. Ein 200 Meter hohes Windrad muss also 2000 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt sein.
Insgesamt wurden in dem von den Grünen abgefragten Zeitraum 34 neue Windräder beantragt – davon ein Teil aber noch nach altem Recht. Für 12 geplante Windräder fanden sich Standorte, die weiter als zwei Kilometer von der Ortschaft entfernt waren. Verglichen mit den Antragszahlen der vergangenen Jahre zeichnet sich aber jetzt schon ab, dass es in diesem Jahr einen Einbruch geben wird. 2013 waren laut Umweltministerium 573 Windkraftanlagen beantragt worden; 2014 waren es noch 336.
Keine neuen Windparks aus Regensburg
Auch die Firma Ostwind aus Regensburg spürt die Veränderung. „Seit der 10H-Regelung kommen keine neuen Windparks nach“, sagte Bernd Kiermeier, Vorstand beim Projektplaner Ostwind, mittelbayerische.de. Nur ein Ostwind-Park falle nicht unter die neue Regel.
Das Regensburger Unternehmen investiert jetzt in anderen Bundesländern, baut sein Engagement in Frankreich aus. „Es ist schwierig in Bayern zu investieren, hier Jobs zu schaffen“, erklärt Kiermeier.
Die Befürchtungen vom Ende der Windenergie in Bayern hätten sich bestätigt, sagt auch Grünen-Energieexperte Martin Stümpfig: „Diese Zahlen sind schlicht ein Witz für das flächengrößte Bundesland.“ Stümpfig geht zwar davon aus, dass wieder etwas mehr Windräder beantragt werden, wenn die Kommunen mit der neuen Rechtslage vertraut geworden sind – aber die Erholung werde auf niedrigem Niveau bleiben, prophezeit der Grünen-Politiker.
„Bayerische Seuche“
Stümpfig fürchtet zudem, dass die „bayerische Seuche“ auf andere Bundesländer überschwappen könnte. Im hessischen Landtag hat die FDP einen Antrag eingebracht, der dem bayerischen Gesetz ähnelt. (dpa/ma)