Lange wurde spekuliert, jetzt herrscht endlich Gewissheit: Douglas Costa wechselt für etwa 30 Millionen Euro vom ukrainischen Serienmeister Schachtjor Donezk zum FC Bayern. Am Rande des Trainingsauftakts unterschrieb der 24 Jahre alte brasilianische Nationalspieler, der beim deutschen Rekordmeister die Rückennummer 11 erhält und ab dem 11. Juli ins Mannschaftstraining einsteigt, am Mittwochvormittag einen Fünfjahresvertrag. Vor allem in der Offensive soll der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler bei den Münchnern für neue Impulse sorgen.
“Wir freuen uns sehr, dass wir Douglas Costa verpflichten konnten. Sein Fünfjahresvertrag bis 2020 zeigt auch, dass wir mit diesem Stürmer für die Zukunft des FC Bayern planen. Wir wünschen ihm nun, dass er sich schnell hier in München und beim FC Bayern einlebt und die erhoffte Verstärkung für unser Team sein wird.”
Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen
Als Wunderkind in die Ukraine
Douglas Costa zog bereits vor einigen Jahren das Interesse zahlreicher europäischer Topklubs auf sich. FC Barcelona, FC Liverpool oder Manchester United, um nur drei der potenziellen Interessenten zu nennen. Ausgebildet beim brasilianischen Traditionsverein Grêmio Porto Alegre galt er bereits in seiner Jugend als Wunderkind des südamerikanischen Fußballs, auf dem große Hoffnungen lagen. Manchester Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson bezeichnete Costa 2008 gar als “größtes Talent, das Südamerika zu bieten hat”.
Das so überschwängliche Lob schien dem damals erst 18-Jährigen jedoch zu Kopf zu steigen: Im Training ließ es Costa fortan an Einsatz vermissen und auch auf dem Platz war nicht mehr viel von seiner einstigen Unbekümmertheit zu spüren. Das Interesse an Costa verflog, doch im Jahr 2010 folgte dann dennoch der Wechsel nach Europa. Nicht jedoch in eine der großen Ligen in Spanien, England oder Deutschland, sondern in die ukrainische Premjer-Liga zu Schachtjor Donezk.
“Für mich geht ein Traum in Erfüllung”
Nach fünfeinhalb Jahren bei Schachtjor nun also der Wechsel zum FC Bayern. Der Abschied fiel Douglas Costa, der mittlerweile neun Mal für die Seleção aufgelaufen ist und auch bei der Copa América im Kader stand, nicht schwer, sah er doch keine wirkliche Perspektive mehr, sich dort weiterzuentwickeln. Von den politischen Umständen in der Ukraine einmal ganz zu schweigen.
“Für mich erfüllt sich ein Traum. Ich bin stolz, nun beim FC Bayern zu spielen. Ich freue mich auf ein großartiges Team und werde alles dafür tun, um die in mich gesetzten Erwartungen zu erfüllen.”
Douglas Costa
Für Costa ist der Wechsel zum FC Bayern die Chance, sich endlich auf der großen Bühne zu beweisen. Zu zeigen, dass er auch bei einem europäischen Topklub bestehen kann. Mit seiner Schnelligkeit, Dribbelstärke und Passgenauigkeit bringt er gute Voraussetzungen mit, sich beim FC Bayern in den Vordergrund zu spielen. Was seine Torgefahr angeht, besteht jedoch noch Luft nach oben: In insgesamt 203 Spielen für Donezk erzielte Costa “nur” 38 Tore – zu wenig für einen Spieler, der überwiegend auf den offensiven Flügelpositionen zum Einsatz kommt.
Ein Transfer mit Risiko
Aus Sicht des FC Bayern ergibt der Transfer Costas durchaus Sinn, besteht doch gerade auf den offensiven Außenbahnen ein personeller Engpass, der den Münchnern zuletzt vor allem in der Schlussphase der vergangenen Saison zum Verhängnis wurde. Da Flügelflitzer Franck Ribéry zudem weiter an einer Sprunggelenksverletzung laboriert und vermutlich den Saisonstart verpassen wird, besteht dringend Nachholbedarf. Auch die kolportierten 30 Millionen Euro Ablöse stellen auf dem einmal mehr völlig überhitzten Transfermarkt für einen Spieler mit dem Potenzial Costas keine exorbitante Summe dar.
“Wir brauchen Alternativen als Flitzer für die Außenpositionen. Douglas Costa ist ein guter Spieler: Er ist schnell, sehr beweglich, technisch unglaublich gewitzt im Dribbling und sicher im Passspiel.”
Sportvorstand Matthias Sammer
Dennoch sind 30 Millionen Euro natürlich eine Stange Geld, gerade weil die Personalie Douglas Costa durchaus mit einigen Risiken verbunden ist. Zum einen hat der FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit mit Spielern aus Südamerika keine wirklich guten Erfahrungen gemacht und zum anderen hat Costa noch nicht unter Beweis gestellt, dass er auch bei einem Topteam eine tragende Rolle spielen kann. Ob er es kann, wird sich in der kommenden Saison zeigen – an Potenzial mangelt es ihm sicher nicht.