Fürth – Nach der neuen Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes sinkt die Einwohnerzahl ausgehend vom Stand Ende 2012 von 1 058 700 auf dann 973 200. Die regionalen Unterschiede sind dabei gewaltig. Während der Westen des Bezirks nur um gut 30 000 Einwohner schrumpfen wird, sind es im Osten fast 55 000. Hauptgrund ist der wachsende Sterbeüberschuss, der von einem stabil positiven Wanderungssaldo nicht ausgeglichen werden kann. Bayernweit wird die Bevölkerungszahl von gut 12,5 auf 12,87 Millionen im Jahr 2032 zulegen. Der Spitzenwert wird 2023 mit 12,94 erreicht. Das sind zwei Millionen mehr als 1987. Mit plus 10,1 Prozent am meisten wachsen wird Oberbayern. Das Durchschnittsalter der Bayern wird bis 2032 von 43,3 auf 46,5 Jahre steigen.
Am deutlichsten wird das Minus im Landkreis Wunsiedel ausfallen, der 18 Prozent seiner Einwohner verlieren wird. Statt 74 600 Menschen werden dort dann nur noch 61 200 leben. Im Landkreis Hof wird die Bevölkerungszahl um 16,2 Prozent auf 82 400 zurückgehen, im Landkreis Kronach um 14,9 Prozent auf 58 800, im Landkreis Kulmbach um 12,4 Prozent auf 64 200, im Landkreis Coburg um 10 Prozent auf 78 300, im Landkreis Lichtenfels um 7,9 Prozent auf 61 800 und im Landkreis Bayreuth um 7,8 Prozent auf 96 700. Vom Schrumpfungsprozess nicht verschont bleiben auch die großen Städte des Bezirks. Hof wird 10,6 Prozent seiner Einwohner verlieren und mit 39 800 die Grenze von 40 000 unterschreiten, ebenso Coburg mit minus 7,4 Prozent auf dann 38 100.
Bayreuth wird mit 68 100 Einwohnern (-4,8%) unter die 70 000-Schwelle fallen und seinen Status als größte Stadt Oberfrankens an Bamberg verlieren. Die Domstadt sowie der sie umgebende Landkreis und der Landkreis Forchheim werden als einzige in Oberfranken kaum Einwohner verlieren. In Unterfranken wird der Bevölkerungsrückgang 5,2 Prozent betragen, der dortige Landkreis Haßberge wird um 7,7 Prozent auf 77 800 Einwohner schrumpfen.
Auch die Altersstruktur in Oberfranken wird sich spürbar verändern. Während die Zahl der unter 60-Jährigen von 767 100 auf 599 900 sinken wird (-21,8%), steigt die Zahl der Senioren über 60 Jahre von 133 300 auf 176.300 (+27,5%). Das Durchschnittsalter erhöht sich durch diese Entwicklung von 44,7 auf 48,6 Jahre. Dies ist dann das bayernweit höchste, gefolgt von Unterfranken (48,2). Mit einem Durchschnittsalter seiner Einwohner von 51,1 Jahren wird der Landkreis Wunsiedel der “älteste” in Bayern sein. Für die Kommunalpolitik ergeben sich daraus zwei große Herausforderungen: Zum einen wird altersgerechtes Wohnen eine immer größere Rolle spielen, zum anderen müssen die Schul- und Kindergartenstrukturen daran angepasst werden, dass die Zahl der Kinder unter 16 Jahren in Oberfranken von derzeit 145 700 auf 119 200 (-18,2%) zurückgehen wird.
Innenminister Joachim Herrmann kündigte bei der Vorstellung der Daten an, dass die Staatsregierung auch schrumpfende Räume weiter unterstützen wird. Zentraler Punkt sei es, die Lebendigkeit von Ortskernen als attraktive Lebensräume zu erhalten. “Nur mit einer attraktiven lebendigen Ortsmitte können sich Menschen mit ihrer Heimat identifizieren”, sagte Herrmann.
Aus den Daten filterte Herrmann zwei entscheidende Trends heraus. Zum einen gebe es weiter starke Zuwanderung nach Bayern. Die Prognose gingen von einem positiven Wanderungssaldo von 50 000 pro Jahr aus, wobei 15 000 auf Zuzüge aus anderen Bundesländern entfielen, 35 000 aus dem Ausland. Herrmann begrüßte diese Entwicklung, da Zuwanderer tendenziell jünger seien. Von der Zuwanderung profitierten alle Regionen Bayerns.
Zweiter Trend sei die deutlich höhere Zahl an Sterbefällen gegenüber Geburten. Nur in der Stadt Regensburg sowie Teilen des Großraums München werde es künftig noch mehr Geburten als Todesfälle geben. Jürgen Umlauft