Der FC Bayern beginnt mit der Vorbereitung auf die Rückrunde. Durch den Guardiola-Knall ist man fokussierter auf den Triumph in der Königsklasse denn je.
Thomas Müller brachte es am Ende der Hinrunde des FC Bayern nach dem Sieg zum Abschluss mal wieder auf den Punkt: “Ich brauche den Urlaub. Wenn man unser Spiel mit der Phase vergleicht, in der wir vier Spiele hintereinander mit jeweils fünf eigenen Toren gewonnen haben, tun wir uns jetzt etwas schwerer”, sagte er.
Und er hatte Recht. Gegen Hannover und Ingolstadt mühte man sich zum Sieg, gegen Gladbach verlor man gar 1:3. Die Fohlen wirkten frischer, gieriger als der Rekordmeister, der zudem in einer brenzligen Personal-Misere steckte. Gegen Hannover saßen nur drei Feldspieler auf der Bank.
Guardiolas Anspruch an sich selbst
Knapp drei Wochen später sieht die FCB-Welt ganz anders aus. Und das nicht nur, weil man die Akkus aufladen konnte und sich die personelle Situation langsam aber sicher entspannt, sondern vor allem weil der Architekt der Münchner Dominanz seinen Abschied verkündete. Vier Tage vor Weihnachten vermeldete Bayern, dass Pep Guardiolas Zeit in der bayrischen Landeshauptstadt im Sommer endet.
Seit dem 20. Dezember rückt das Ende einer Entwicklung, die Guardiola im Sommer 2013 begann, mit jedem Tag näher. Der Glockenschlag an Silvester um zwölf läutete nicht nur ein weiteres Bayern-Jahr ein, sondern auch die letzten sechs Monate einer Trainer-Ära, die Guardiola selbst und seine Kritiker sowieso nur als vollendet ansehen werden, wenn Philipp Lahm am 28. Mai in Mailand den Henkelpott in die Höhe reckt.
Titel zum Abschied
Die Mission Triple 2016 startete am Montagnachmittag an der Säbener Straße. Bei vier Grad betraten um 16 Uhr die Stars den Rasen. Es wirkte eigentlich alles wie immer. Konzentriert spulten sie zum Trainingsauftakt ihr Programm ab, Guardiola dazwischen, lautstark, eifrig.
Dabei soll es anders werden als in den vergangenen beiden Jahren, in denen man nach der Winterpause in den entscheidenden Momenten nicht zur Stelle war und gegen Real und Barca ausschied. 2016 soll die letzte Evolutionsstufe von Guardiolas taktischen Justierungen werden – mit dem europäischen Titel als Lohn.
Auch die Spieler selbst dürften durch die Bekanntgabe der Trainer-Rochade, die dem FCB Carlo Ancelotti als neuen starken Mann beschert, einen Motivationsschub erhalten. Noch mehr als sowieso schon dürfte man nun bestrebt sein, Pep und sich selbst zum Abschied dieses eine Geschenk zu machen, dem man nach dem Triple 2013 hinterherjagt.
Wie 2013 will Bayern es machen, der Henkelpott soll nach München
Es wartet Juve
Die erste Hürde im neuen Jahr auf dem Weg dorthin hat es gleich einmal in sich. Es wartet der letztjährige Finalist Juventus Turin, der nach anfänglichen Problemen die Abgänge des Trios Carlos Tevez, Arturo Vidal und Andrea Pirlo inzwischen kompensiert hat und die letzten sieben Serie-A-TIM-Spiele gewinnen konnte.
Bis zum Hinspiel am 23. Februar in Turin werden die vier beim Trainingsauftakt fehlenden Akteure Franck Ribery, David Alaba, Mario Götze und Medhi Benatia wohl wieder einsatzbereit sein und den FCB, wenn es bis dahin keine neuen Hiobsbotschaften zu vermelden gibt, dann vielleicht zum ersten Mal in Guardiolas Amtszeit zu voller Stärke verhelfen.
Am Mittwoch fliegt der Tross der Roten wie jedes Jahr nach Doha in Katar – ein Trip, der wie immer enormes negatives Echo hervorruft, politisch sei ein Ort wie dieser als Wahl des Trainingslagers nicht vereinbar mit einem Weltverein. Man solle “Fußball und Politik” nicht vermischen, lautete bereits letztes Jahr Karl-Heinz Rummenigges Credo.
Alles was zählt
Und nach bayrischem Weltbild stimmt das in diesem Jahr mehr denn je. Denn noch mehr als im Vorjahr soll es 2016 nur um Fußball gehen. Vorerst wird das an drei Terminen festgemacht. Sie sind das einzige, was in München zählt.
Der Tag der vierten Meisterschaft in Folge. Der 21. Mai 2016 in Berlin, der Tag des DFB-Pokal-Finals. Und der 28. Mai 2016 in Mailand. Der Tag, an dem drei Jahre Guardiola auf ein Spiel zusammenschrumpfen und sich entscheidet, ob man am Ziel der Ziele ist oder nicht. Ein erneutes Aus vor dem Finale kommt in den bayrischen Gedankenspielen nicht vor. Das ist bereits beim ersten Training im kalten München ganz klar.