Bayern sehen die Mühlviertler als “große Schleuser”
JULBACH. Gute Nachbarschaft belastet: Seit Wochen reisen Flüchtlinge über die kleinen Mühlviertler Grenzübergänge nach Bayern.

Zu Fuß Richtung Grenze
Die Mühlviertler helfen dabei wo sie können. Die gute Nachbarschaft zu den Bayern hat dadurch gelitten. In der “Süddeutschen Zeitung” wettern bayrische Lokal-Politiker gegen Österreich: Zum Beispiel sagte Max Binder, Bürgermeister aus Wegscheid: “Die größten Schleuser sind die Österreicher.” Auch Landrat Franz Meyer bezeichnet das Vorgehen der Österreicher als “Unding”. Die Kritik: Busse bringen die Flüchtlinge aus vielen Teilen Österreichs nach Julbach, wo sie für einige Stunden in der örtlichen Stockschützenhalle untergebracht werden.
Es liege der Eindruck nahe, dass die Österreichische Regierung das so organisiert habe, um die Flüchtlinge schnell über die Grenze schicken zu können. Dass freiwillige Helfer aus Julbach und Umgebung sogar Shuttlebusse organisieren, schlage dem Fass den Boden aus: Kreisrat Klaus Weidinger in der “SZ”: “Die fahren die Leute bis 50 Meter vor die Grenze, lassen sie aussteigen, dann holen sie die nächsten”, sagt er, “das ist echt krass.”
Tatsächlich macht man in Julbach kein großes Aufsehen um den organisierten Pendelverkehr zur Grenze – der Pfarrer fährt mit einem Stiftsbus, der Altbürgermeister mit seinem privaten Pkw und auch ein Bus der Sportunion ist im Einsatz. Die Flüchtlinge selbst nehmen es dankbar an. Im Gespräch mit ihnen stellt sich heraus, dass sie in Österreich kein Asyl wollen. Alemania/Germany/Deutschland ist die Destinationen, die man auf Nachfrage zu hören bekommt.
Zwischen Julbach und Breitenberg sieht man dieser Tage allmorgendlich aber auch Hundertschaften zu Fuß die Grenze suchen. Hinweisschilder, die Privatpersonen an den Gartenzäunen befestigt haben, weisen den Flüchtlingen den Weg. Für die bayrischen Lokalpolitker ein Beweis, dass man die Menschen nur schnell außer Landes schaffen will. Ab Samstag verlagert sich der Schauplatz wieder von Julbach nach Kollerschlag. Die dortige Stocksporthalle wird als Winterquartier eingerichtet.