München – Über 20 Jahre besuchte Friedhelm Schramm (43) regelmäßig die Heimspiele seines FC Bayern, der glühende Fan stand Woche für Woche in der Südkurve. Doch seine Dauerkarte ist jetzt weg!
Denn seit 2011 hat der Maschinenbau-Mechaniker immer weniger Zeit für seine Leidenschaft. „Ich wurde Vater und habe ein Haus für meine Familie gebaut.“ Samstags steht er immer öfter auf seiner Baustelle in Großweil bei Garmisch – statt in der Allianz Arena zu jubeln. „In der Saison 2013/14 konnte ich deshalb nur sieben Heimspiele besuchen“, sagt er. „Auch den letzten Spieltag hatte ich verpasst, weil mein Sohn leider krank wurde.“
Genau das wurde dem Fan zum Verhängnis! Nur drei Tage, nachdem die Bayern die Meisterschaft gewannen, erhielt Friedhelm Schramm Post vom Club. Absender: die Direktion Ticket und Mitgliederservice. In dem Brief hieß es: „Gemäß der Verkaufsbedingungen Jahreskartenabo vom 31.8.2012 kündigen wir hiermit Ihr Jahreskartenkontingent fristgerecht zum 30. Juni 2014.“ Denn: Schramm hätte mindestens acht Spiele besuchen müssen!
„Ich war geschockt“, sagt er – und klagte am Amtsgericht. Aber: Der Club ist im Recht! Die Geschichte dahinter aber bitter für jeden Fan.
Denn Schramm gab seine Dauerkarte eben nicht gegen ein Entgelt an Freunde weiter, wenn er selbst nicht ins Stadion konnte. Offiziell wäre er dadurch im Stadion gewesen, weil seine Karte beim Eintritt registriert wird. „Ich wollte lieber den offiziellen Weg gehen und die Karte über das damalige Ticketportal des Vereins, also viagogo.de, anbieten.“ Nur dadurch bekam der FC Bayern aber mit, dass Schramm nur sieben statt acht Heimspiele besucht hatte. Der Ehrliche wurde so zum Dummen.
Wer nämlich seltener ins Stadion geht, dem darf der Club die Dauerkarte laut Geschäftsbedingungen kündigen – das erkannte auch das Amtsgericht an und wies die Klage des Fans ab. „Mein Mandant wurde letztlich für seine Ehrlichkeit bestraft“, sagt Anwalt Stephan Kunschak. „Härtefälle wurden bei der Kündigung leider nicht berücksichtigt.“
Seitdem muss Schramm in der Wirtschaft schauen. Seine Dauerkarte ist weg, rechtsgültig gekündigt. „Als Fan ist man scheinbar nur noch eine Nummer“, sagt er. „Ich würde sogar in der Nordkurve stehen – wenn ich nur dürfte.“
Das sagt der FC Bayern zu dem Fall:
Auf tz-Nachfrage äußert sich der FC Bayern zum Ticketärger: „Die Fanklubs haben uns dazu aufgefordert, demjenigen die Jahreskarte zu entziehen, der nicht mindestens zwölf Spiele besucht“, erklärt Mediendirektor Markus Hörwick. „Wir haben die Anzahl daraufhin sogar auf acht heruntergesetzt, alles natürlich in Absprache mit dem Fan-Rat.“ Und weiter: „Wenn man also ein Ticket für 17 Spiele besitzt und zu nicht einmal acht kommt, dann ist es unfair denjenigen gegenüber, die draußen stehen und gerne bei jedem Spiel dabei wären.“
A. Thieme
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