Kommentar von Norbert Mappes-Niediek: Viel Heuchelei
Was in Mazedonien geschah, ist der Beginn einer neuen Etappe im Umgang mit Flchtlingen. Bisher wurden sie nur von der Weiterreise abgehalten – durch Stacheldrahtzune, Grenzpatrouillen und Rckberstellungen. Jetzt werden sie physisch abgedrngt. Dabei handelt es sich nicht etwa um die berhmten Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben. Zu 80 Prozent kommen die Menschen an der griechisch-mazedonischen Grenze aus Syrien, ein kleinerer Teil aus dem Irak. Warum sie nicht zu Hause geblieben sind, wei jeder Mensch.
Die fllige Emprung ber die mazedonische Regierung und ihre Polizei ist von Heuchelei schwer zu trennen. Es war die EU, die dem kleinen Land nahelegte, seine Grenzen zu schlieen. Ungarn, das einen Grenzzaun baut, bekommt aus Brssel zwar kein Lob, aber viel Geld. Mazedonien erhielt bisher nur Rffel. Dabei ist das kleine Balkanland gar nicht Teil des Schengen-Abkommens. Gegenber Flchtlingen, die aus einem EU-Land kommen und in ein anderes wollen, bindet es die Genfer Konvention: Und die besagt, Flchtlingen keine Steine in den Weg zu legen.
Die Syrer, die jetzt Trnengasschwaden weichen, werden nicht nach Hause zurckkehren. Sie werden andere Wege finden. ber Albanien zum Beispiel – bis auch Albanien seine Grenze schliet. Das Europa von morgen bekommt langsam aber sicher den Geist und die Konturen von gestern.