Bayern München: Vom Liebling zum Anführer

Bayern München Vom Liebling zum Anführer

Nach dem Sieg gegen Porto träumen die Bayern wieder vom Triple – vor allem dank Thiago

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23.04.15, 02:50

Bayern München

Nach dem Sieg gegen Porto träumen die Bayern wieder vom Triple – vor allem dank Thiago

Wer immer dabei sein will, muss eben auch mal auf offenere Straße campen. 6.45 Uhr Mittwochfrüh schlug ein junger Mann mit einem Klappstuhl vor der Zentrale des FC Bayern an der Säbener Straße auf. Am Vormittag begann ein letzter Kartenverkauf für das Halbfinale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund am kommenden Dienstag, und der Fan wollte unbedingt der erste in der Schlange sein. So wenig Schlaf – nach einer magischen Nacht.

Magisch machte sie der FC Bayern mit diesem berauschenden 6:1 im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Porto, einem klaren “Statement”, wie Thomas Müller, der sich mit seinem 27. Treffer in der Champions League zum deutschen Rekordtorschützen schoss, sagte. Nach einem 1:3 im Hinspiel. Sie spielten sich in einen Rausch, in der ersten Halbzeit war es Fußball nahe an der Perfektion. Den Zauberstab führte dabei Thiago Alcantara, der auf dem Weg ist, der neue Liebling der Fans zu werden.

Sonderapplaus vom Trainer

Begleitet von einem Sturm der Begeisterung verließ Triumphator Thiago nach dem Spektakel den Rasen. Trainer Pep Guardiola applaudierte heftig am Spielfeldrand, dann umarmten sich die früheren Barca-Wegefährten lange und herzlich. “Thiago hat natürlich eine große, große Qualität, aber vor allem hat er seine Mentalität: Er hat ein überragendes Selbstbewusstsein und keine Angst, egal wo wir spielen”, rühmte Guardiola den Mann, den er mit der Forderung “Thiago oder nix!” 2013 nach München holte.

Thiago ließ Bosse, Trainer und Mitspieler am Abend der Superlative schwärmen. Er erzielte das wegweisende 1:0, dirigierte fortwährend und ragte aus einer grandiosen Bayern-Mannschaft noch heraus. Auch an der Schlusspointe war er beteiligt, als Ivan Marcano nach einem Foul an Thiago Gelb-Rot sah und Xabi Alonso den fälligen Freistoß zum Endstand verwandelte. “Das ist Weltklasse, was der Bursche darstellt. Er hat unglaubliche Talente”, pries Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. “Ein Instinktfußballer, etwas Besonderes”, stimmte Sportvorstand Matthias Sammer in den Thiago-Lobgesang ein. Wenn nicht die verletzten Idole Franck Ribéry und Arjen Robben die Fans verzücken, wird eben Thiago zum Schwarm der Anhänger – und der Chefs.

“Das ist ein großartiger Tag für die Mannschaft”, erklärte der so lange verletzte Thiago. “Wir können alles schaffen.” Vor allem aber war es nach drei Innenbandverletzungen im rechten Knie ein großer Tag für Thiago selbst, der vor nicht einmal drei Wochen nach zuvor 371 Tagen Pause sein Comeback gegeben hatte. Sein “neues Leben als Fußballer”, wie er es nannte, läuft gerade so perfekt, als wäre er überhaupt nicht weg gewesen.

Mit einem schier unerschütterlichen Selbstverständnis, technischer Finesse und perfekter Regieführung trumpfte Thiago groß auf. Druck? Welcher Druck? Davon ist beim furchtlosen Thiago nichts zu spüren. “Wir mögen das, wir sind geboren für solchen Spiele und wir sind stolz, sie zu spielen. Druck ist immer gut”, erklärte Thiago. Das Kopfballtor mit seinen 1,74 Metern gegen einen deutlich größeren Verteidiger fand er dabei natürlich überhaupt nicht ungewöhnlich. “Du kannst es mit dem Hintern machen, du kannst es mit einem Fallrückzieher machen – es ist ein Tor, und das ist das Wichtigste”, so der Mittelfeldmann, der sich zum neuen Anführer der Bayern aufschwingt.

Der Klub ließ sich den Wunschspieler des Trainers 25 Millionen Euro kosten. Lange brachte das den Münchnern neben einem verletzten Thiago vor allem Ärger ein. Seine heikle Verletzungspause war zudem eine Station auf dem Weg zum Zerwürfnis des Vereins mit dem langjährigen Klub-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, mit dem Rummenigge nun aber versöhnlich wurde. “Er wird immer ein Teil der FC-Bayern-Familie und eine bedeutende Persönlichkeit bleiben”, sagte Rummenigge nach dem Spiel.

60 Millionen Euro sicher

Jetzt ist Thiago endlich wieder gesund. “Es wäre schon eine Katastrophe, wenn er jetzt nicht dabei sein würde”, betonte Manuel Neuer den neuen Fixpunkt im Bayern-Spiel. “Er macht das Spiel schnell, sichert den Ball, hat eine überragende Technik und ist ganz wichtig für uns.” Er trug immens dazu bei, den wichtigen Erfolg gegen Porto aus einer großen Druck-Situation heraus zu holen. Dieser Sieg kann der entscheidende der Saison gewesen sein. Schon direkt nach dem Abpfiff gab es viele Indizien, dass das 6:1 atmosphärische Auswirkungen hat, die sehr gute Voraussetzungen für Erfolge in den nächsten Wochen bieten. Das Ergebnis und die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist, haben vieles gekittet. Und den Zusammenhalt gestärkt. “Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie eine Mannschaft ist”, so Kapitän Philipp Lahm. Und Rummenigge sagte: “Irgendwo habe ich gelesen, ich sei die Marionette des Trainers. Dieser Trainer ist ein Profi. Ein absoluter Freund der Qualität, und das bin ich auch. Ich verstehe und unterstütze ihn.” Die Klubbosse stellten zufrieden fest: Mia san Mia wird (wieder) gelebt.

Gut eine Stunde nach dem Abpfiff waren beim Verein 271.000 Kartenbestellungen für das Halbfinale eingegangen. Freitag 12 Uhr wird der Gegner ausgelost. Schon jetzt kann der Klub mit gut 60 Millionen Euro an Einnahmen aus der Champions League in dieser Saison rechnen.

Mit einem Thiago, der körperlich nach der langen Pause noch zulegt und mehr Spielrhythmus bekommt, ist vielleicht noch mehr drin. Die Leidensgeschichte jedenfalls stuft Sammer als wichtig ein. “Das wird ihn auch als Mensch weitergebracht haben. So schwer solche Phasen sind, wenn man sie übersteht, geht man als große Persönlichkeit heraus.” Als eine solche führte Thiago die Bayern zum bislang größten Saisonsieg.

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