Kurz bevor sich Pep Guardiola am Freitagmittag auf der Pressekonferenz äußerte, setzte der FC Bayern gleich mehrere Zeichen im Sinne des Mia san mia. Das kraftvollste waren die maximal möglichen Vertragsverlängerungen bis 2021 mit den beiden Weltmeistern Thomas Müller, 26, und Jérôme Boateng, 27 sowie mit dem Spanier Javier Martínez, 27. Zudem unterschrieb dessen Landsmann Xabi Alonso, 34, bis 2017. Acht Füße für ein Halleluja auf den FC Bayern, wenn man so will.
Wie dieses Signal und der Zeitpunkt mitten hinein in Guardiolas Gang zur Pressekonferenz nach den Medienmeldungen über seinen Abschied zu interpretieren ist, hatte bereits zuvor Karl Hopfner zum Ausdruck gebracht, mit seinem Zeichen des Mia san mia. „Der Verein ist der Verein, eine Person ist nicht der Verein“, sagte der Präsident dem „Münchner Merkur“ zu der Frage, ob der Klub einzubrechen drohe bei Guardiolas Abschied. „Da hat es in der Vergangenheit schon genug Beispiele gegeben, die das Gegenteil beweisen. Es sind auch schon andere Leute gegangen“, sagte Hopfner kühl.
Auch für die aktuellen Saisonziele sieht der 63-Jährige keine Gefahr, „wenn es so eintreten sollte“, dass Guardiola Abschied nimmt im Sommer nach drei Jahren Amtszeit bei Bayern München. „Dann gibt es auch genug Beispiele – nehmen wir mal Jupp Heynckes: Es war bekannt, dass er aufhört, trotzdem hat er das Triple gewonnen (2013, d. Red.)“, sagte Hopfner, „Erfolgen stünde eine derartige Entscheidung nicht im Weg. Eine Lame-Duck-Geschichte gibt es nicht. Die Spieler, der Verein und auch der Trainer – selbst wenn er gehen sollte – möchten immer Erfolg haben.“
„Er ist eine unglaubliche Person“, sagt Pep Guardiola über Carlo Ancelotti, seinen Trainerfreund und möglichen Nachfolger beim FC Bayern. Das ist typische Pep-Rhetorik, für den jeder seiner Spieler „top, top“ ist, wenn er nicht gerade „super, super“ ist, aber womöglich hat er recht. Ancelotti kann ja nicht nur seine linke Augenbraue unglaublich weit nach oben ziehen, er hat auch einige Top-top-Titel in seiner Trainerkarriere errungen: Dreimal gewann er die Champions League (2003 und 2007 mit dem AC Mailand, 2014 mit Real Madrid), Landesmeisterschaften holte er mit Milan, Chelsea und Paris St. Germain. Das ist gut, fast unglaublich. Und passt zum FCB. (prjb)
Hopfners Äußerungen waren schon mehr als eine Andeutung. Aber die offizielle Antwort auf die Frage, ob Guardiola am Saisonende geht und womöglich zum nächsten Projekt Manchester City weiterzieht, steht ebenso noch aus wie die Antwort darauf, ob der Italiener Carlo Ancelotti, 56, die Nachfolge des 44 Jahre alten Katalanen beim FC Bayern antritt. Guardiola jedenfalls vermied auf der Pressekonferenz ebenfalls eine Bestätigung für seinen bevorstehenden Abgang, obwohl die Zeichen dafür und auch für Ancelottis Engagement eigentlich nicht mehr zweideutig sind.
„Wir sprechen seit zwei Monaten über dieses Thema. Nach dem Hannover-Spiel werden wir wieder darüber sprechen“, wehrte Guardiola Nachfragen zu seiner Zukunft ab, lobte aber Ancelotti: „Ich habe ein großes Verhältnis zu ihm. Er ist ein super Trainer und ein super Mensch.“ Zur eigenen Zukunft nur so viel: „Übermorgen werden wir es wissen. Kalle weiß absolut alles. Wir sprechen oft“, sagte er über den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und deutete damit an, dass seine Entscheidung schon feststeht und er diese bereits übermittelt hat.
Gespräche über Guardiolas Zukunftsplanungen haben ja ohnehin längst stattgefunden, was auch Hopfner bestätigte. „Dass es da nicht nur ein Gespräch gibt, sondern mehrere, ist klar“, sagte der Präsident und versuchte den Eindruck zu vermitteln, die Inhalte berührten den Verein nicht. „Ich sehe die Unruhe nicht. Die wird von außen hereingetragen“, sagte Hopfner, „ich war da von vornherein total entspannt und nicht unruhig.“ Vielleicht auch, weil es mit Ancelotti schon lange eine Vorvereinbarung gibt für den Fall des Abgangs von Guardiola? Im Mai sollen die Münchner erstmals bei dem Italiener vorgefühlt haben, ob er sich vorstellen könne, Guardiola nachzufolgen. Seit Ancelottis Abschied von Real Madrid kurz darauf befindet er sich im Sabbatical im Westen Kanadas, in Vancouver, wo er auch seine Frau Mariann Barrena McClay 2014 geheiratet hatte.
Der FC Chelsea zog bei Tabellenplatz 16 die Reißleine und trennte sich von Star-Trainer Jose Mourinho. Foto: Andy Rain
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Statt offizieller Bestätigungen gab es am Freitag vor dem Ligaspiel bei Hannover 96 an diesem Sonnabend zum Abschluss der Hinrunde aber ein Dementi. „Tut mir Leid, „Kicker“, es ist eine falsche Info“, sagte Guardiola zu jenem Bericht des Fußballmagazins, wonach er wegen der aktuellen Verletzungsmisere, wie zuvor mit dem im April zurückgetretenen Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, auch mit dem neuen Mannschaftsarzt Volker Braun in Streit geraten sein soll. Dieses Dementi war wohl Guardiolas Zeichen, dass auch er sich bei seinem auslaufenden Münchner Projekt keine Blöße mehr geben will. Am Sonntag will er in den Weihnachtsurlaub aufbrechen und zu seinen Eltern in der Nähe von Barcelona fliegen. Vor seinem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit letzten Halbjahr beim FC Bayern.