Bayern mit „Leidenschaft und Herz” ins Fußballfest

Pep Guardiola wirkte ernst und konzentriert, als er sich den Weg durch den edlen Saal „Albeniz” bahnte. Vor dem Halbfinal-Duell von Titelverteidiger FC Bayern bei Real Madrid mochte der Spanier bei der Rückkehr in sein Heimatland nicht zu sehr in Erinnerungen schwelgen.

Voll und ganz war der 43-Jährige schon auf das Hinspiel der kniffligen Champions-League-Mission fokussiert. „Um hier ein gutes Ergebnis zu erzielen, müssen wir eine überragende Leistung bringen”, forderte der Bernabeu-Experte: Der langjährige Erfolgscoach der FC Barcelona hat im Fußball-Tempel der Königlichen noch nie verloren.

Im edlen Raum des Teamhotels mit den fünf riesigen Kronleuchtern an der Decke stellte Guardiola – jedes Wort, jede Geste, jede Miene verfolgt von über 50 Kameras und über 150 Journalisten – keine Vergleiche mit der zum Teil hitzigen Vergangenheit an. „Das war eine andere Mannschaft, ein anderer Verein”, betonte er und sehnte sich regelrecht nach dem Kräftemessen der Superstars. „Natürlich hoffe ich, dass Cristiano Ronaldo spielen wird, es sollen die besten Spieler in einem Halbfinale spielen.” Dass der zuletzt angeschlagene Weltfußballer pausiert, war 24 Stunden vor dem heißen Königsklassen-Klassiker diesem Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) in Madrid nicht zu erwarten.

Auf dem Weg zum Final-Hattrick und der historischen Titelverteidigung braucht der Club-Weltmeister ganz viel „Leidenschaft und Herz”, wie Philipp Lahm am Dienstagnachmittag erklärte. Und mit dem Selbstvertrauen eines Champions-League-Siegers peilt der Nationalspieler mehr als ein Remis an. „Wir sind da, um auch in Madrid zu gewinnen”, erklärte der Kapitän.

Die Herausforderung gegen „eine der besten Mannschaften der Welt”, so Guardiola, ist allerdings riesengroß. Hinten soll der deutsche Rekordmeister um den genesenen Manuel Neuer gegen Ronaldo Co. nichts zulassen, vorne muss ein Auswärtstor her. „Das wird ein schweres Spiel, ein großartiges Spiel, auf das sich sicherlich nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa freuen kann, vielleicht sogar die ganze Fußball-Welt”, frohlockte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er erlebte einen „völlig entspannten” Guardiola in den Tagen vor dem Match an der mysthischen Spielstätte.

„Das ist in der Tat sicherlich ein besonderes Spiel für ihn, als Spanier, als Katalane, er kennt Real auch sehr gut”, verriet Rummenigge vor dem Auftritt in der Festung Bernabeu. Hier hat Madrid seit 17 Königsklassen-Heimspielen nicht mehr verloren.

Mulmig war Rummenigge vor den von Sportvorstand Matthias Sammer prognostizierten „zwei Fußballfesten” keineswegs zumute. Der Vorstandschef bezog mit einer Mischung aus „Vorfreude” und „Respekt” Quartier in der Nobelherberge in Madrid. Ziel sei nicht nur die Offensive mit Ball-Virtuose Ronaldo oder Supersprinter Gareth Bale „zu kontrollieren”, erläuterte Rummenigge, „sondern eben auch dafür zu sorgen, dass die Defensive von Real Madrid unter Druck kommt. Wir haben in fast allen Spielen immer ein Tor erzielt und die Mannschaft ist dazu auch in der Lage”. Doch kann das Team nach glanzlosen Auftritten im Alltag die Bundesliga-Bremse lösen oder ist eine Meister-Starre eingetreten? Für die historische Titelverteidigung in der Königsklasse muss das der Fall sein!

Für Arjen Robben, von 2007 bis 2009 in Diensten des spanischen Rekordchamps, ist der FC Bayern nach den Auftritten der vergangenen Liga-Wochen jedenfalls „kein Favorit mehr”. Egal. „Wir müssen auch nicht unbedingt Favorit sein, dafür kann man sich nichts kaufen. Am Ende des Tages ist es wichtig, dass man weiterkommt”, betonte Rummenigge.

Im Endspielort Lissabon hatte er fünf Tage vor der Reise nach Spanien den Henkelpott abliefern müssen. „Ich habe in Portugal gedacht, es wäre schön, wenn wir ihn wieder mitnehmen können. Aber dazu müssen wir erstmal die zwei Spiele gut überstehen”, warnte Rummenigge eine Woche vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag in der Münchner Arena.

Warnung soll 31 Tage vor dem Finale ausgerechnet das Aus des deutschen Erzrivalen sein. Beim 0:3 in Spanien und 0:2 zu Hause waren Jürgen Klopp und seine BVB-Jungs nur knapp im Viertelfinale an den Königlichen gescheitert war. „Wir müssen es besser machen als Borussia Dortmund, denen ist es nicht gelungen ein Tor in Madrid zu erzielen”, forderte Rummenigge. Nach hinten sind Disziplin und Konzentration gefordert. „Wenn du eine Schwächephase hast oder zehn Minuten nicht da bist, dann kassierst du drei Tore. Dann kann es schon vorbei sein”, mahnte Robben.

Das soll auch der zuletzt angeschlagene Torhüter Manuel Neuer verhindern. „Klar bin ich fit”, erklärte ein gelassener Neuer nach auskurierter Wadenblessur. Im eleganten Anzug-Look stand der Nationalkeeper entspannt am Flughafen posierte für Fotos, plauderte locker und schrieb Autogramme – mit der Entspannung ist es aber spätestens am Mittwoch beim Anpfiff vorbei.

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