Bei den Presserunden des FC Bayern München wird es ja selten familiär. Klar, hier und da wird schon einmal gescherzt, aber meist bleibt die Atmosphäre professionell und distanziert. Doch ausgerechnet einen Tag vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund brachte Coach Jupp Heynckes aus dem Nichts seine Großmutter ins Spiel. „Meine Oma hat im letzten Jahr keine Zähne gehabt, heute hat sie wieder ein Gebiss, jetzt kann sie wieder richtig zupacken – so sehe ich das“, sagte Heynckes am Freitagnachmittag vor den Journalisten. Und lächelte schelmisch.
Oma? Zähne? Gebiss? Warum der 67-Jährige ausgerechnet die Bayern-Mannschaft mit seiner – seit langem verstorbenen – Großmama verglich, bleibt wohl sein Geheimnis. Was er damit sagen wollte, wurde aber recht klar: Die letzten drei Duelle mit der Meistermannschaft von Borussia Dortmund hat Heynckes mit den Bayern allesamt verloren, da waren sie unterlegen („ohne Zähne“). Am Samstagabend (18.30 Uhr, Liveticker bei FOCUS Online) jedoch, da will der Rekord-Herbstmeister den BVB wegbeißen. „Wir haben unser gesamtes Defensivverhalten optimiert. Wir sind in einer guten Tabellensituation und haben es bislang verstanden, auf den Punkt da zu sein. Ich gehe davon aus, dass es am Samstag auch so sein wird.“
Auch nach 33 Jahren noch Spaß am Coachen
Heynckes‘ Führungsstil beim Rekordmeister ist vor allem durch die Gelassenheit eines Mittsechzigers geprägt, doch auch nach 33 Jahren auf der Trainerbank spürt er angesichts dieser Begegnung eine gespannte Vorfreude: „Das ist schon etwas Interessantes, diese Begegnungen auf derart hohem Niveau. Es ist immer wieder eine neue Herausforderung – für die Spieler, aber auch für den Trainer. Mir macht das Spaß“, sagt Heynckes. Diese Freude soll möglichst im Spiel gegen den BVB ihre Fortsetzung finden. „Mein Ziel ist, dass wir den Abstand nicht nur bewahren, sondern morgen auch noch ausbauen.“
Die Machtverhältnisse in der Bundesliga sind derzeit klar verteilt. Der FC Bayern hat als unangefochtener Tabellenführer bereits nach 14 Spieltagen elf Punkte Vorsprung auf das Team von BVB-Trainer Jürgen Klopp. Dass am Samstagabend drei weitere hinzukommen, dabei soll Bastian Schweinsteiger, der zuletzt gegen Freiburg pausierte, mithelfen. „Es ist ganz wichtig, dass Bastian bei diesem Prestigeduell der besten zwei Mannschaft dabei ist“, sagte Heynckes. „Er ist ein ganz wichtiger Baustein in meinem System, zudem hat er eine Riesenerfahrung. Er ist ein Spieler, der fast immer die beste Laufleistung hat und der Kopf der Mannschaft im Mittelfeld.“ Xherdan Shaqiri wird also wieder auf der Bank Platz nehmen müssen.
Heynckes lässt sich nicht verrückt machen
Und auch Mario Gomez, der beim 2:0 in Freiburg zum ersten Mal seit Mai wieder in der Bayern-Startelf stand, muss wohl weichen. Im Sturm wird Mario Mandzukic erwartet, der in dieser Saison schon neun Bundesliga-Treffer auf dem Konto hat. Gomez hingegen sei noch nicht ganz fit, meinte Heynckes: „Ich denke aber, dass das ganz normal ist. Mario hat lange ausgesetzt, er braucht natürlich weitere Spielpraxis.“ Für einen weiteren Probelauf ist der Bundesliga-Kracher aber nicht der richtige Zeitpunkt. Deshalb verzichtet Heynckes auch auf Arjen Robben, der sich nach einem Muskelfaserriss leichte Hoffnungen auf ein Comeback gemacht hatte. „Er muss sich erst wieder richtig fit machen“, sagte der Coach.