Wolfsburg. Sportdirektor Klaus Allofs warnte vor übersteigerten Erwartungen, aber die Daten und Taten seines Teams sind (zu) eindeutig: Der VfL stellt die zweitbeste Offensive der Fußball-Bundesliga und etablierte sich vor 30 000 Zuschauern dank der Tore von Ivica Olic (27. Minute) und Aaron Hunt (63.) bei weiter vier Punkten Rückstand endgültig als Verfolger des FC Bayern München. Die Hamburger stecken dagegen in der Abstiegszone fest.
“Wenn man acht Spiele nacheinander gewinnt, ist die Stimmung immer gut”, kommentierte Allofs mit größtmöglicher Gelassenheit. “Wir haben zwar 23 Punkte, das ist toll, aber es muss weitergehen.” Und genauso soll es weitergehen. Torjäger Olic erklärte die Erfolgsformel der Gastgeber: “Der Kader funktioniert sehr gut. Unsere Leistung ist großartig.” Auch Hunt, der sich diesmal von Beginn an zeigen durfte, reagierte selbstbewusst: “Wichtig ist, dass wir gewonnen haben und unseren Lauf fortsetzen.” HSV-Coach Joe Zinnbauer gab zu: “Der Gegner war klar besser.”
Nur knapp 65 Stunden nach dem überzeugenden 5:1 in der Europa League gegen den FK Krasnodar war von Wolfsburger Müdigkeit wenig zu sehen. Im Gegenteil. Die VfL-Profis traten von Beginn an mit wesentlich mehr Dringlichkeit auf, waren zweikampfstärker und präsentierten auch die reifere Spielanlage. Der Ball lief gut, der HSV fast immer hinterher. Vor allem die HSV-Schaltzentrale mit Rafael van der Vaart und Lewis Holtby sah sich nahezu ausnahmslos in der Defensivarbeit beschäftigt.
Dabei musste Wolfsburgs Coach Dieter Hecking sogar ein kniffliges Personalproblem in seiner Viererkette lösen. Für die verletzten Ricardo Rodriguez und dessen Ersatz Marcel Schäfer brachte er den starken Portugiesen Vierinha überraschend hinten links, Christian Träsch begann rechts. Der Wolfsburger Defensivverbund musste allerdings vor dem Wechsel kaum eingreifen, Keeper Diego Benaglio erlebte einen gemütlichen Sonntag. Nur richtig gute, eigene Torchancen waren trotz der einseitigen Partie eine Rarität. Immer wieder fehlte die Präzision beim letzten Pass.
Bezeichnenderweise fiel die Wolfsburger Führung denn auch nach einer Ecke, die HSV-Verteidiger Valon Behrami unnötig verursacht hatte. Nach einem Eckball von Aaron Hunt hielt der erneut überzeugende Kevin De Bruyne von der Strafraumgrenze aus volley drauf – Olic gab dem Ball im Fünfer noch die entscheidende Richtungsänderung – das verdiente 1:0 (27.) zur Pause. Zinnbauer schaute bedrückt zu Boden. Die Hanseaten haben keine ihrer letzten 41 Begegnungen nach einem Pausenrückstand gewonnen.
Erst nach dem Wechsel legten die Gäste ihre Passivität ab, erhöhten den Körpereinsatz und gingen mehr Risiko. Mehr als Annäherungsversuche durch Heiko Westermann (50.) und Pierre-Michel Lasogga (59.) sprangen dabei aber nicht heraus. Die Einstellung stimmte, die spielerische Qualität nicht. Und so konnte Hunt bei einem Bilderbuch-Konter nach einer Hereingabe von De Bruyne schon früh für geordnete Verhältnisse sorgen (63.). Es war bereits die neunte Torvorlage des Belgiers, der seit Wochen in Topform ist. Nach der Länderspielpause müssen die “Wölfe” am 22. November beim FC Schalke 04 an.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 51,1 – 48,9
Torschüsse: 13 – 10
gew. Zweikämpfe in %: 55,6 – 44,4
Fouls: 12 – 14
Ecken: 2 – 1
Quelle: optasports.com
dpa