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Emre Can? Pierre-Emile Højbjerg? Die Bayern leisten sich beim 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg den Luxus, dem eigenen Nachwuchs eine Chance zu geben. Nach gewonnenem Titel schont Trainer Heynckes beinahe seine komplette Stammelf – trotzdem läuft es wie von selbst. Insgeheim schauen alle schon auf das Spiel gegen Barça.
Die Geschichte von der Rekordsaison des FC Bayern dürfte mittlerweile bundesweit bekannt sein. Die meisten Siege, der größte Vorsprung – jetzt sind es auch noch die meisten Zu-Null-Erfolge eines deutschen Meisters. Und weil diese Spielzeit noch immer nicht ganz vorbei ist, könnten ja noch mehr Bestmarken fallen. Es ist ein lautes, vor Erfolg strotzendes Jahr für die Münchner, und doch gibt es auch die leiseren Momente. Sie liefern denen eine Chance, die bisweilen untergehen in der hitzigen Stadionatmosphäre, im Trubel zwischen all den anvisierten Triumphen.
Gut, gegen Nürnberg war es zunächst ziemlich laut im Stadion. Die Münchner Anhänger skandierten “Deutscher Fußballmeister”, in dreifacher Wiederholung und sangen sich in Titellaune. Die Kundschaft des Vereins ist sonst nicht unbedingt fürs laute Plärrren bekannt, aber diesmal klang es so deutlich wie ein Brüllgesang in deutschen Fußball-Arenen nur selten zu hören ist. Es stand dank Jérôme Boatengs artistischem Seitfallzieher gerade 1:0, die Partie hatte soeben begonnen (5. Minute).
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Als alles vorbei war, schrien die Zuschauer: “Ihr seid schlechter als der HSV”, da stand es schließlich 4:0 – ja, Nürnberg war erstaunlich überfordert in München. Der arme “Club” erinnerte in Grundzügen an die Hamburger, die Ende März ein historisches 2:9-Debakel erlebt hatten. Doch einen Unterschied gab es: Die Franken wurden von einer Bayern-Startelf zerlegt, die im Alphabet noch ihren Buchstaben sucht. A-, B-, C-Elf? Das reichte nicht.
Als dieser Nachmittag im Prinzip gelaufen war, durften dann die kleinen, unbekannten Helden von ihren Erlebnissen erzählen. Ein schmächtiger Nachwuchsspieler zog in der Mixed Zone mehr Aufmerksamkeit auf sich als Jérôme Boateng und Daniel Van Buyten zusammen – halb Franzose, halb Däne und zu jung zum Schnaps kaufen oder alleine Auto fahren. Mit einem Namen gesegnet wie eine Figur aus einem Heimatroman kam Pierre-Emile Højbjerg in der 71. Minute zu seinem Bundesliga-Debüt.
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17 Jahre und 251 Tage war Hojbjerg am Samstag alt, wie findige Statistiker berechneten, und damit der bisher jüngste Bayern-Spieler mit Bundesliga-Einsatz. “Das ist der Hammer, für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe mir in die Hose geschissen”, sprach er später in die Mikrofone. Erfrischend simpel.
“Er ist ein Produkt unserer Jugendabteilung, von ihnen gesichtet und verpflichtet. Er trainiert seit Monaten bei uns, er macht das sehr gut”, sagte Trainer Jupp Heynckes zu dem neuen Gesicht im Bayern-Trikot. Im vergangenen Sommer kam Højbjerg von Brøndby IF nach München, durfte als einer von vier Spielern der zweiten Mannschaft mit ins Trainingslager nach Doha. Nachwuchstrainer Trainer Mehmet Scholl hatte den technisch versierten Jüngling schon im Winter gelobt und befürchtet, dass er ihn wohl nicht mehr lange in seiner Mannschaft haben werde.
Akzente konnte Højbjerg gegen Nürnberg in den verbliebenen 20 Minuten nicht mehr setzen, als geübter defensiver Mittelfeldmann leistete er sich auf der ungewohnten Rechtsaußen-Position aber auch keinen größeren Fauxpas. “Er hat seinen Einsatz verdient – wie auch Emre Can. Beide werden Karriere machen, sie arbeiten sehr gut, sind motiviert”, sagte Heynckes. Can, so hieß der nächste Debütant, der an diesem Frühlingstag sein Bundesliga-Debüt feiern durfte. Nach zwei Auftritten im DFB-Pokal durfte der Deutschtürke gegen Nürnberg sogar über 90 Minuten ran, er wirkte aber reichlich nervös am Ball.
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