Im Ruderclub Karlstadt gab ein Wiedersehen der ganz besonderen Art: Die Herren des „Bayern Express“ fanden sich nach fünf Jahren wieder einmal zusammen, um gemeinsam zu rudern. Wer dabei war und den legendären „Bayern Express“ nicht kennt, sah auf den ersten Blick nicht viel mehr als eine Gruppe von Männern im etwas gesetzteren Alter, die es offensichtlich vorbildlich verstanden haben, über die Jahre in Form zu bleiben, doch auf dem Wasser wurde jedem noch so unwissenden Zuschauer klar, dass es sich um eine hochklassige Mannschaft handeln musste.
Und in der Tat: Der „Bayern Express“ war und ist der einzige Deutschlandachter, der komplett aus Franken – bis auf einen Münchner, der der Grund dafür war, dass das Boot nicht mehr „Frankenachter“ hieß – sogar komplett aus Unterfranken stammend je an der Weltspitze mitfuhr, und zwar bei der Weltmeisterschaft 1981.
Mit an Bord war auch Michael Gentsch, der selbst auf eine lange Erfolgsgeschichte im Rudern zurückblicken kann (Olympia), sowie Bernd Fleischmann, der damals im Alter von nur 17 Jahren die U23 Meisterschaft im Leichtgewichtseiner gewann, sowie zwei weitere ehemalige Olympia-Teilnehmer.
Der Münchner Ralf Thienel war im Alter von 36 Jahren verstorben, wie eines der Besatzungsmitglieder schilderte, dennoch herrschte eine muntere Stimmung bei der Vorbereitung für die Fahrt.
Man scherzte, lachte, beschimpften sich lachend gegenseitig und erinnerte sich an Erfolge, Pannen und andere lustige Momente in der Vergangenheit.
Nachdem der Achter abgelegt hatte, erzählte ein anderer Mannschaftskollege, der aufgrund einer Verletzung nicht im Boot saß, dass man als Mannschaft damals praktisch jede Auszeichnung gewonnen hat, unter anderem auch die deutschen Meisterschaften 81/82, und in stetiger Regelmäßigkeit Medaillen bayrischer Meisterschaften einsammelte.
Fünfter WM-Platz
Das Highlight stellte natürlich bei der WM 1981 der fünfte Platz dar, wobei bei solch hochklassigen Rennen die Plätze zwei bis fünf sich nur in wenigen Sekunden unterscheiden bei einer 2000-Meter-Sprint-Strecke. Zudem war die Mannschaft nur professionellen Mannschaften wie denen der DDR oder der Sowjetunion unterlegen, die den Sport als Beruf hatten, wohingegen sich der Bayern Express selbst als „Amateur-Mannschaft“ bezeichnete, da alle nebenbei auch eine Berufsausbildung oder Studium machten.