Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770 – 1831), Philosoph des Idealismus, hier bei einer seiner Vorlesungen im Jahre 1828

Bayerische Journalisten lebten zu jener Zeit nicht ganz ungefährlich: Ein kleiner unvorsichtiger Artikel, und eine Zeitung konnte über Nacht von der Bildfläche verschwinden. Umso erfreuter war Hegel, als ihn nach gut einem Jahr folgender Brief erreichte:

“Ich habe Ihnen zu melden den Auftrag, dass Sie zum Professor der philosophischen Vorbereitungswissenschaften und zugleich zum Rektor des Gymnasiums in Nürnberg ernannt worden sind und dass man wünscht, Sie möchten Ihre Reise so einrichten, dass Sie schon im Anfang oder spätestens in der Mitte der folgenden Woche in Nürnberg, wo Ihre Anwesenheit dringend erforderlich werden wird, eintreffen.”

Mehr Glück als Verstand könnte man meinen, wenn es sich nicht ausgerechnet um Herrn Doktor Hegel gehandelt hätte. – Es war sein Freund Niethammer, der ihm aus der Patsche half und nicht nur seine berufliche Karriere, sondern unwissentlich auch sein persönliches Glück förderte. Gymnasialdirektor, das war schon etwas. Als Gymnasialdirektor besaß man einen klingenden Titel und eine klingende Lebensberechtigung. Als Gymnasialdirektor gehörte man zu den Honoratioren der Stadt, war Staatsbeamter und Staatsrepräsentant – und wurde beim Sonntagsspaziergang von allen Seiten gegrüßt.

Auch wenn die Arbeit am Nürnberger Egidiengymnasium viel Zeit und Mühe in Anspruch nahm, ließ sich Hegel doch gerne in der Öffentlichkeit blicken. Ein klassischer Elfenbeinturmbewohner war er jedenfalls nicht. Er liebte Geselligkeit und Klatsch, spielte gerne Tarock und über dem einen oder anderen Glas Wein bzw. Bier konnte er bisweilen sogar richtig “auftauen”. Mit anderen Worten: Hegel sortierte sich schnell und problemlos in das öffentliche Leben Nürnbergs ein. Weshalb es auch kein Wunder sein konnte, dass sich der Herr Gymnasialdirektor und das Fräulein von Tucher irgendwann und irgendwo über den Weg liefen.