Bayern 2 – IQ – Wissenschaft und Forschung

Seit vielen Jahren bekämpfen in Brasilien Gesundheitsinspektoren die ägyptische Tigermücke ‘Aedes aegypti’, die das Dengue-Fieber überträgt. Sie trocknen Pfützen und Wassertanks aus, so dass diese der Mücke nicht mehr als Brutstätten dienen können. Außerdem wird an einem Impfstoff geforscht, der in ein paar Jahren marktreif sein soll.

Doch das geht einer Gruppe von brasilianischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Firma Moscamed nicht schnell genug. Sie wandten sich an Oxitec, eine Gentec-Firma aus Großbritannien, die die Dengue-Mücke gentechnisch verändert hatten. Dieser Mücke wurde ein Gen eingesetzt, das ein bestimmtes Protein im Übermaß produziert – dies hat den Tod der Mücke zur Folge. Damit dies nicht schon im Labor, sondern erst nach ihrer Freisetzung passiert, bekommt sie ein Antibiotikum verabreicht – so ist das Gen für eine Weile nicht aktiv.

Weltweite Verbreitung des Dengue-Fiebers



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Befruchtung klappt, Population schrumpft

Die Versuchsanordnung in Brasilien ist simpel: Freigesetzt werden ausschließlich männliche veränderte Mücken. Die männlichen Mücken stechen nicht. Es besteht also keine Gefahr, dass sie ihren künstlichen neuen Genabschnitt auf den Menschen übertragen. Die freigelassenen Männchen sollen in ihrem kurzen Restleben in Freiheit, wo sie ohne Antibiotikum nur ein paar Tage überleben, möglichst viele wildlebende Weibchen befruchten und ihr gefährliches Gen vererben. Ihre Nachkommen sterben, die Mückenpopulation schrumpft. Im Zuge dessen – so der Plan – soll auch die Zahl der Dengueinfektionen bei den Menschen aus der Region sinken. Im ersten Freisetzungsort, der Stadt Juazeiro im Bundestaat Bahia, ging die Mückenpopulation zurück.

“Am Ende der Freisetzung haben wir einen Rückgang der Mückenpopulation um 85 Prozent erreicht. Wir hoffen, dass im nächsten Freisetzungsgebiet die gesamte Mückenpopulation zu Grunde geht.”

Danilo Carvalho, Moscamed und Universität São Paulo


Eine Tigermücke – Aedes aegypti

Bisher liefen keine epidemiologischen Studien zu Dengue-Infektionsraten der Menschen in den Freisetzungsstadtteilen in Juazeiro. Diese Forschungslücke soll im neuen Freisetzungsgebiet in der Stadt Jacobina geschlossen werden, die 200 Kilometer südlich von Juazeiro liegt. Dort setzen die Forscher von Moscamed seit ein paar Monaten pro Woche vier Millionen gentechnisch manipulierte Dengue-Mücken aus. In diesem Versuch sind nicht nur Randbezirke, sondern die ganze Stadt mit ihren 45.000 Menschen betroffen.

Kritiker melden sich zu Wort




Kritiker warnen vor einem möglichen Einkreuzen des künstlichen Genabschnitts in andere Arten der Mücke ‘Aedes’, die im Forschungsgebiet leben. Wenn die eine Aedes-Mücke ausgerottet wurde, so die Befürchtung, wird vielleicht die Art ‘Aedes albopictus’, die ebenso Dengue überträgt, die Lücke füllen. Außerdem würden immer ein paar weibliche genveränderte Mücken aus dem Labor entfliehen. Auch ein paar Prozent der männlichen Mücken überleben das eigentlich tödliche neue Gen, zeigten Vorversuche. Warum, ist unklar. So besteht die Gefahr, dass das künstliche Gen in der wilden Mückenpopulation weitervererbt wird. Kritiker machen aber nicht nur auf die Gefahr eines Gentransfers aufmerksam. Sie bezweiflen, dass man den Versuch wissenschaftlich auswerten kann.

“Wie soll gezählt werden, wie viele Mücken in das Gebiet hinein fliegen und wie viele hinaus? Es werden Millionen frei gelassen, aber es sind doch schon Millionen anwesend. Wenn der Versuch auf einer Insel durchgeführt würde oder in einer isolierten Bergregion, dann könnte korrekt gerechnet werden. Die Leute dort sagen, sie haben Millionen Mücken frei gelassen und sie sagen, dass es ein Erfolg war. Aber wenn ich eine Unterdrückung der Population beweisen will, muss ich fünf Jahre warten, ob das so bleibt. Selbst wenn sie die Population um 90 Prozent dezimieren, in einem Monat ist die Population in alter Stärke zurück. Ein einziges Weibchen legt pro Eiablage 300 Eier.”

Professor Dr. Mohamed Habib, Universität Campinas / São Paulo

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