Wer kennt es nicht, vor den Sommerferien wimmelt es in den Städten und Gemeinden von Schulkindern. Ausflüge, Picknicks, Museumsbesuche – statt Unterricht. Das liegt nicht nur daran, dass Lehrer und Schüler schon in Urlaubslaune sind, sondern auch daran, dass schlicht das Personal fehlt. Elternvertreter und Rektoren wollen das nicht mehr hinnehmen und legen die Karten auf den Tisch, wie es wirklich um den Unterricht bestellt ist.
Kritik wird lauter
Die Schulen in Bayern müssen kämpfen. Das ist grundsätzlich nichts Neues. Doch die Arbeits-und Rahmenbedingungen werden schwieriger. Das bestätigen Rektoren in allen Regierungsbezirken dem Bayerischen Rundfunk.
“Wenn wir nicht an den Schulen so flexibel wären, gäb’s wahrscheinlich an oberer Stelle mehr Proteste. – Wir sind für die Kinder da und nicht für das Ministerium.”
Ein Schulleiter
Nur noch wenige Tage bis zu den großen Ferien. Die Vorbereitungen fürs nächste Schuljahr laufen schon auf Hochtouren. Heißes Thema ist der Lehrermangel. Auch in München und Oberbayern klagen Schüler, Eltern und die Schulen selbst.
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Die Probleme sind vielfältig. Im ländlichen Raum sinken die Schülerzahlen. Danach berechnen sich aber die Lehrerstunden. Allerdings sinkt die Klassenzahl nicht, so dass weniger Unterricht auf genauso viele Klassen verteilt werden muss. Oft kommt es dann – wie in Unterfranken – zu vielen jahrgangsgemischten Klassen.
Auch die mobile Reserve bereitet große Sorgen, so ein Ergebnis der BR-Stichprobe. Meist ist das Kontingent bereits zu Schuljahrsbeginn halb erschöpft, die Stundenkontingente werden häufig zweckentfremdet. Das gilt vor allem für den Grundschulbereich.
Weckruf vom Realschullehrerverband
In der Debatte um Lehrerstellen übt nun auch der Bayerische Realschullehrer-Verband Kritik am Kultusministerium: Die Realschulen fühlten sich benachteiligt, so der Tenor, denn nur 230 von 2.300 Realschullehrern können auf eine Neueinstellung hoffen. Das Verständnis sei erschöpft, hieß es vom Verband.
Zu viele Aushilfen
Schwerwiegend ist weiter auch das Problem mit den Aushilfen. Die werden in großer Zahl angeheuert, egal ob dafür ausgebildet oder nicht. Da unterichtet auch mal ein Sozialpädagoge Mathe oder Physik. Seit inzwischen drei Jahren unterrichten nach Angaben des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands Lehramtsstudenten in großer Zahl an Schulen im Freistaat. Auf eine BR-Anfrage hieß es aus dem Kultusministerium, die Zahl lasse sich ohne eine aufwändige Datenauswertung nicht ermitteln.
Kritik kommt von der Opposition. 1.200 Lehrerstellen seien allein im Bereich der Aushilfen versteckt, so der bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler, Günther Felbinger. Auch sein SPD-Kollege Martin Güll fordert mehr Lehrerstellen.
Kritik von Betroffenen
Opposition, Elternverband und der BLLV warnen davor, das Problem auszusitzen, die Mängel in der Unterrichtsversorgung würden Bremsspuren hinterlassen. Man müsse reagieren, bevor sich diese bei Vergleichstest wie Pisa und Co niederschlagen. Eltern suchen schon nach Alternativen, sogar bei unseren österreichischen Nachbarn.
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