Leverkusen.
Thomas Obliers musste sich dann doch etwas korrigieren. In der Jubelstimmung nach dem Schlusspfiff im Haberland-Stadion am Sonntag, seine Mannschaft machte nach dem 4:1-Sieg gegen Cloppenburg mit den Fans die Laola-Welle, hatte der Trainer von Bayers Bundesliga-Fußballerinnen kurzerhand dem FC Bayern München den Kampf angesagt: „Jetzt schielen wir auf Platz vier.“
Am Donnerstag ruderte er dann etwas zurück. „Erstmal müssen wir mit einem Sieg in Hoffenheim Platz fünf festigen“, sagte er. Die Bayern zu überholen, die momentan sechs Punkte Vorsprung haben, dieser Gedanke wäre „sicherlich etwas euphorisch“ gewesen – und doch nicht ganz unberechtigt.
Die Abstiegsplätze sind in weiter Ferne
Bayer Leverkusen 2013, das war eine offensichtlich talentierte Mannschaft, jedoch oftmals ohne Organisation, ohne Struktur im Angriffsspiel, ohne die psychische Reife ein Spiel zu gewinnen, das auf der Kippe steht. Bayer 2014 ist bislang ein Team, das seine fußballerische Überlegenheit auch in harter Fußball-Währung auszudrücken weiß. Nach dem 1:2 in Duisburg folgte ein souveräner Sieg in Essen und dann der trotz einer halben Stunde in Unterzahl nie gefährdete 4:1-Erfolg gegen Cloppenburg. Die Abstiegsplätze sind nun in weiter Ferne, und weil die Eliteklasse des deutschen Frauenfußballs nur aus zwölf Mannschaften besteht, geht dann der Blick automatisch nach oben.
Obliers hat dafür Erklärungen. Zum einen hätte seine Mannschaft ganz einfach gut trainiert, und die stundenlange Analyse und Optimierung von Laufwegen und Passfolgen mache sich nun bezahlt. Zum anderen ragen einige Spielerinnen momentan heraus. Lisa Schwab und Turid Knaak stehen für die neue Leverkusener Torgefahr, gemeinsam waren sie an sieben von neun Leverkusener Toren in diesem Jahr beteiligt. Und die Doppelsechs um Nationalspielerin Kathrin Hendrich und Ramona Petzelberger ist genauso unauffällig wie effektiv für die Balance im Spiel der Werkself verantwortlich.
Leluschko braucht Spielpraxis
Einzig die Innenverteidigung war gegen Cloppenburg wacklig, nach dem Ausfall von Merle Barth muss sich die zuvor ebenfalls mit einem Kreuzbandriss für ein Jahr verletzte Laura Leluschko erst wieder an das Spieltempo gewöhnen. Doch Obliers spricht der 18-Jährigen sein Vertrauen aus. „Sie muss auch Fehler machen dürfen“, sagt er. Leluschko wird also auch in Hoffenheim von Beginn an auflaufen, überhaupt bieten sich außer der Rückehr von Lisa Schmitz ins Tor (für die gesperrte Anna Klink) nicht viele Änderungen in der Startelf an. Nur Isabelle Linden könnte noch ins Team rücken. Die 23-Jährige findet nach ihrer Rückenoperation wieder zu alter Form, war nach ihrer Einwechslung am Sonntag von keiner Cloppenburgerin zu halten und sprühte vor Spielwitz. „Sie ist wieder auf einem guten Weg“, sagt Obliers.
Genau wie der Rest der Mannschaft. Hoffenheim sei unangenehm zu spielen, sagt Obliers doch trotzdem wird er am Samstagmittag mit großem Selbstvertrauen in den Bus steigen. Der Weg, den sein Team in dieser Saison letztendlich einschlägt, entscheidet sich allerdings erst in den kommenden Wochen. Dann trifft Bayer 04 hintereinander auf die vier besten Mannschaften der Bundesliga. Auch auf Bayern München.