Baustile der Alpen bewahren

„Das baukulturelle Erbe im Alpenraum ist besonders reich und differenziert. Die jeweilige Architektur hat sich aus der intelligenten Auseinandersetzung mit dem Klima und der jeweiligen Landschaft entwickelt“, betonte Heinrich Traublinger, Präsident der Handwerkskammer, in seiner Begrüßungsrede. Diese regionalen Baustile gelte es zu bewahren. Architektur dürfe kein Wegwerfobjekt sein. „Wir können Gebäude aber nur dauerhaft erhalten, wenn sie sinnvoll genutzt werden“ und den Ansprüchen der heutigen Wohnkultur und Energieeffizienz genügten, so Traublinger. Eine Sanierung auf der Höhe der Zeit sei eine große Aufgabe. Ziel sei es, die Tradition anzupassen und fit zu machen für die Zukunft.

Dafür haben neun Partner aus vier Ländern – Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich – im AlpHouse-Projekt zusammengearbeitet. In ausgewählten Regionen des Alpenraumes haben die Teilnehmer die Prinzipien der traditionellen alpinen Architektur erforscht und gesammelt. Das Wissen und die Fertigkeiten wurden gebündelt, um sie an Handwerker, Architekten, Planer, Bauherren und Entscheidungsträger weiterzugeben. So können sie maßgeschneiderte Lösungen beispielsweise für Gebäudedämmung oder die Anbringung von Photovoltaikanlagen entwickeln.

Traublinger erinnerte an das Energiekonzept der Bundesregierung, wonach die Stromerzeugung im Jahr 2050 zu 80 Prozent auf erneuerbaren Energien basieren soll. Eine wichtige Säule dieses Konzepts ist die Steigerung der Energieeffizienz, und dafür sei die Sanierung des Gebäudebestandes von eminenter Bedeutung. „Für die Förderung der Gebäudesanierung fordern wir 1,5 Milliarden Euro jährlich“, sagte der Präsident der Handwerkskammer. Die gerade beschlossene EEG-Umlage dagegen sei nicht akzeptabel. Traublinger stellte klar: „Das Ziel der Energiewende können wir nur mit den Bürgern und mit dem Mittelstand erreichen.“

Bundesbauminister Ramsauer signalisierte, dass die Fördergelder für energetische Sanierungen bereits „unter Dach und Fach“ seien. Zuschüsse allein seien aber kein Allheilmittel.Seit 2006, seit es diese Art der Förderung gebe, seien viele Bausünden begangen worden: „Mittlerweile wird schon wieder ausgepackt, was 2006 eingepackt wurde.“ Unsachgemäße Dämmung führe zu Feuchtigkeit, Schimmel und Salzausblühungen im Gemäuer. „Wir können nicht alles mit Styropor zupflastern“, meinte der Bauminister. Er berichtete auch von „fürchterlicher Verhunzung“ und „Vernichtung von Baukultur“. Dem wirke die „Besinnung auf alte, regionale Baukünste“ entgegen. Energetische Sanierung müsse eben möglich sein, „ohne dass wir das Gesicht unserer Dörfer verletzen“.

„Europas Stärke ist seine Vielfalt“, betonte auch die Staatsministerin Müller. Gerade der Alpenraum – von Traunstein bis zum Aostatal (Italien), vom Tennengau (Österreich) bis zum Val de Drôme (Frankreich) – sei von einzigartiger regionaler Prägung. „In Oberbayern hat eigentlich ein Toskana-Haus nichts zu suchen“, meint Müller. Die regionale Bauweise stärke auch den Tourismus in Bayern. Das länderübergreifende Projekt AlpHouse habe „bestes KnowHow von der Heimat für die Heimat“ gesammelt. Dieses Netzwerk stärke die Wirtschaft vor Ort, die Handwerker, Planer und Architekten. Die Alpen seien eine Brücke zwischen den Wirtschaftsräumen. Doch: „Bei grenzüberschreitender Zusammenarbeit ist noch viel Luft.“

Auch in der Zusammenarbeit zwischen Handwerkern und Architekten sei noch viel Luft, sagte Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer in der anschließenden Podiumsdiskussion. Um die Traditionen, Ideen und Impulse aus den Branchen und den verschiedenen Regionen zu sammeln und weiterzugeben, war das AlpHouse-Projekt initiiert worden.

„Jetzt muss das Wissen einer breiten Anwendung zugeführt werden“, forderte Ramsauer. Dafür wurde bereits ein Folgeprojekt namens Alp Building and Culture (Alp BC) auf den Weg gebracht. Ziel ist es, die Erkenntnisse der ersten drei Jahre (AlpHouse) in Förderzentren sowie in der Berufsausbildung zu vermitteln und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

In Schleching, einer der Pilotgemeinden von AlpHouse, wird bereits mit dem KnowHow gearbeitet: „Wir flechten die Erkenntnisse ein, wenn es zum Beispiel im Bauausschuss darum geht, dass sich Solaranlagen verträglich einfügen sollen“, erklärte Bürgermeister Sepp Loferer im Gespräch mit Ihrer Lokalzeitung. Er schließt sich der Meinung der Minister über AlpHouse an: „Das ist eine super Sach’.“ Mehr Infos unter www.alphouse.de.

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