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Die prägenden deutschen Basketballteams kämpfen mit Problemen: Seriensieger Bamberg legt plötzlich eine Niederlagenserie hin und leistet sich verbale Fehltritte. Beim FC Bayern fallen vor der Pokal-Endrunde in Berlin gleich zwei große Männer aus.
Chris Fleming lebt und arbeitet wirklich gern in Bamberg, das gilt es gleich zu Beginn zu betonen. “Aber ich bin froh, dass ich im Moment nur zwei Bamberger sehe”, sagt Chris Fleming trocken. Er meint seine Frau und seinen Sohn. Fleming ist Trainer der Bamberger Basketballer, die in den drei vergangenen Jahren das Verlieren verlernten.
Dreimal gewannen sie das nationale Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions Cup. Zuletzt haben die Brose Baskets allerdings dreimal nacheinander verloren in der Bundesliga, und von Vorteil ist aus Flemings Sicht nur eines gewesen: “Wir haben ja die ganze Zeit auswärts gespielt”, sagt er und lacht. Da bekomme er vom oberfränkischen Unmut nicht so viel ab.
Das 64:77 beim Vorletzten Frankfurt ist vorläufiger Tiefpunkt einer Entwicklung, welche auch der Optimist Fleming so nicht erwartete trotz der anstrengenden Tour durch die Euroleague und des zweiten Kaderumbaus nach der Renovierung vor Saisonbeginn. Er sagt: “Ich dachte schon, dass wir in Hagen und in Frankfurt gewinnen.”

Alba und Bamberg in der Basketball-Euroleague
Kunst des letzten Treffers
Zum ersten Mal spielen zwei deutsche Basketball-Klubs im Top16-Turnier der Euroleague mit. Doch weder Bamberg noch Alba Berlin haben bislang ein Spiel gegen die internationale Konkurrenz gewonnen. Es fehlen Erfahrung, Selbstvertrauen – und Geld. Profiteur dieser Europa-Abenteuer ist in der Bundesliga der FC Bayern.
Drei Niederlagen in der Liga, das hat es in Bamberg zuletzt im Herbst 2009 gegeben, und mit den Pleiten in Europa, wo die Baskets in der Zwischenrunde noch ohne Sieg sind, sind es sogar sechs am Stück. Tröstlich empfindet er nur die ebenso erstaunlichen Patzer der Konkurrenz aus Berlin und München. “Ich freue mich selten über Misserfolge von anderen”, sagt Fleming, “aber das lindert den Schmerz ein wenig.”
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Trotzdem, für Manager Heyder ist es jetzt an der Zeit, seine Mannschaft aufzufordern, “endlich mal das Ego an der Kabinentür abzugeben”. Einige hätten zu beweisen, “dass sie keine kurzfristigen Bamberger Söldner sind”, namentlich nennt er den nachverpflichteten Power Forward Jeremiah Massey: “Da erwarte ich jetzt mal was.” Neben Massey wurden zuletzt Flügel Matt Walsh und Spielmacher Alex Renfroe zugekauft, als Reaktion auf die enttäuschenden Leistungen von Center A.J. Ogily und Guard Teddy Gipson (Vertrag aufgelöst) sowie die Verletzung von John Goldsberry (Knieverletzung, Saison beendet).
Dass die einst heile Bamberger Welt in Gefahr ist, belegt auch ein Vorfall vom 97:104 in Hagen: Nachdem Sharrod Ford sich im Finale ein unnötiges, absichtliches Foul geleistet hatte, bedachte der gefrustete US-Profi den Coach mit Schimpfwörtern, die mit F beginnen.
“Nicht akzeptabel” nennt Heyder den Vorgang, “das gab eine Geldstrafe – aber damit ist die Sache auch erledigt.” Zwar ist Verfolger Oldenburg nach Minuspunkten bis auf zwei Siege an den Tabellenführer herangerückt. Doch da die direkten Duelle gewonnen wurden, dürfte Bamberg der Heimvorteil für die Playoffs nicht mehr zu nehmen sein. “Und so schlecht sind wir nicht”, betont Fleming. Das bewies sein Team ja auch donnerstags in der Euroleague, bei der nächsten knappen Niederlage in diesem Wettbewerb in Istanbul. “Es ist im Moment etwas zwischen Müdigkeit und verlorenem Selbstbewusstsein”, findet der Coach.
Aber Kraft und Zutrauen kämen wieder, vielleicht schon am Mittwoch, wenn in der Euroleague gegen Berlin der erste Sieg glücken soll. Fleming trifft dann auch wieder einige Bamberger: Es ist ein Heimspiel.
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