München – Wolfgang Heyder, Bambergs Ex- und einst Bayerns Fast-Manager, glaubt nicht an eine neuerliche Wende in der Serie.
Er war für 17 Jahre das Gesicht des Bamberger Erfolgsmärchens – und Wolfgang Heyder war es auch, der als Berater das Korbjägerprojekt des FC Bayern aus der Taufe zu heben half. So gesehen hat der heutige Manager der Coburger Zweitliga-Handballer, der im vergangenen Sommer in Bamberg entmachtet worden war, einen speziellen Blick auf die Finalserie, die heute (20 Uhr/Sport1) in die vierte Runde geht. Und der 58-Jährige hat sich auf den Sieger schon festgelegt, wie er im Interview verriet.
Ihr Ex-Verein Bamberg führt mit 2:1 – würden Sie sich soweit aus dem Fenster lehnen, dass München eine Meisterkür erlebt?
Ja, doch, ich glaube schon, dass es in München passieren wird.
Was spricht dafür?
Bayerns Niederlage vor einer Woche im ersten Heimspiel, die völlig unnötig war, war so etwas wie ein Knackpunkt. Dadurch hat sich die Motivationsstruktur deutlich verändert. Aus der Serie gegen Berlin hat Bayern so eine Art Momentum mitgenommen, das war plötzlich weg. So eine Wende tut mental sehr weh. Jetzt macht sich auch anders bemerkbar, dass Bayern vorher in 22 Tagen drei Spiele mehr zu absolvieren hatte. Ja, es kann gut sein, dass die Bamberger das nun nutzen.
Hätten Sie Bamberg so schnell wieder am Gipfel erwartet?
Das ist auf jeden Fall keine Überraschung. Sie haben eine sehr gute, talentierte Mannschaft. Und in diesem Finale muss man schon sagen, dass sie im Vergleich zu Bayern einfach die deutlich größere Athletik haben. Das ist sicher ein Faktor.
Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn der FC Bayern einen Spieler wie Deon Thompson an Bord gehalten hätte?
Gerade auf dieser Position, keine Frage. Aber Bayern hat ja alles versucht, aber es war finanziell nicht drin.
Apropos finanziell: Sie haben Bamberg in den letzten eineinhalb Jahrzehnten zu einer Art gallischem Dorf gemacht, dass sich gegen die mächtigere Konkurrenz behauptet. Diese Zeiten sind bei den Baskets offenbar vorbei.
Das stimmt. Wir haben über Jahre sehr viel mit sehr geringen Mitteln erreicht. Bis auf unsere letzte Meisterschaft, waren wir vom Budget nicht mal in der Spitzengruppe. Da hat es jetzt schon einen großen Paraqdigmenwechsel gegeben. Die Ressourcen werden jetzt anders eingesetzt.
Heraus kam der teuerste Kader der Liga?
Den hat Bamberg, gar keine Frage, ja.
Bei den Bayern bleibt bislang vor allem eine wackelige Saison in Erinnerung. Überraschend, dass sie überhaupt so weit gekommen sind?
Prinzipiell werden die Karten in den Playoffs immer neu gemischt. Bayern hat sich in den Playoffs jetzt tatsächlich neu gefunden. Dazu kommt Svetislav Pesic mit seinen Impulsen. Da muss man immer damit rechnen, dass es so kommen kann.
Sie gehörten vor dem Start des Projekts zu den Aufbauhelfern in München, waren zeitweise als Manager im Gespräch. Speziell nach den Geschehnissen des letzten Jahres – bedauern sie, die Option ausgelassen zu haben?
(lacht) Vom Ergebnis her müsste man es fast bedauern, ja. Aber nein, die Entscheidung ist damals so gefallen und das ist nichts, was man bedauern muss.
Immerhin ist in vier Jahren einer der dominanten Basketball-Vereine im Land gewachsen.
Dass Bayern mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten und der Marke auch eine Marke im deutschen Basketball werden kann, daran habe ich immer stark geglaubt. Aber was dort Leute hingehen, wie das in Oberbayern angenommen wird, das ist schon enorm. Und ein ganz großes Kompliment: Sie haben den Nachwuchs in so kurzer Zeit auf ganz starke Beine gestellt. Sie sind Meister in der NBBL, jetzt Meister mit einer selbst entwickelten U14. Das ist enorm. Bayern ist eine echte Hochburg geworden. Davor kann man nur den Hut ziehen.
Sie selbst dagegen sind nun statt in Bamberg oder Bayern nun in Coburg. Bei einem Handball-Zweitligisten.
Ja, und auch das ist ein besonderes Projekt, so einen Verein salonfähig zu machen und in die erste Liga zu bringen. Das ist eine Riesen-Herausforderung. Zum Glück hat man da einen gewissen Handlungskasten, den es umzusetzen gilt. Im Handball selbst bin ich allerdings noch ziemlich am Anfang. Da fehlt mir ganz klar noch das inhaltliche Verständnis. Das ist natürlich eine andere Basis als im Basketball, wo ich 42 Jahre lang aktiv war.
Wird man sie im Basketball wiedersehen?
Das kann ich mir schon gut vorstellen. Basketball hat mich immer getragen. Wenn es ein Projekt mit Potenzial gibt, dann ist das sicher möglich.
Interview: Patrick Reichelt