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Bad Bocklet ist für seine stark eisenhaltige Quelle bekannt
Eigentlich, wenn die Franken nicht so bescheiden wären, könnten sie in Bad Bocklet ruhig behaupten, dass es mit dem Märchenkönig ohne ihr Kurbad vielleicht gar nichts geworden wäre. Immerhin weilte die Königin Marie zur Kur an der Fränkischen Saale, bevor sie mit dem Thronfolger schwanger wurde. Und wäre König Ludwig II. nicht geboren worden, hätten sie in Oberbayern jetzt keine Märchenschlösser. Irgendwie also hat Bayern dem kleinen Kurbad in Unterfranken einiges zu verdanken.
Die Königin Marie kann man gelegentlich immer noch treffen im Kurpark wie auch all die anderen adligen Damen, die gerne im eisenhaltigen Wasser badeten, das die Fruchtbarkeit befördern sollte. Allerdings sind die Damen in den historischen Gewändern nicht wirklich blaublütig, sondern Mitglieder der Gruppe Rondo Historica. Sie stellen die Zeiten nach, als in Bad Bocklet noch berühmte Gäste verkehrten. Heute ist es ruhiger geworden, auch wenn die Quelle immer noch sprudelt. Stahlquelle wird sie auch genannt, wegen ihres hohen Eisengehalts, sie ist Deutschlands stärkste eisenhaltige Quelle. Das Wasser kann getrunken werden und soll als Bad bei Herz- und Kreislauferkrankungen, bei Venenleiden und rheumatischen Beschwerden helfen. Frankens berühmter Baumeister Balthasar Neumann, der auch die Würzburger Residenz und die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen baute, fasste den Brunnen in Bad Bocklet ein.
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Nach Bad Kissingen, dem weit bekannteren Kurort, ist es nicht weit, dort kurten der Zar und Reichskanzler Bismarck, doch auch Bocklet erlebte vornehme Gäste. Und brisante Verwicklungen. Besonders tragisch ist jene um den Tod der jungen Auguste Böhmer, von der Johann Wolfgang von Goethe recht angetan gewesen sein soll. Es gibt gar das Gerücht, der Dichter sei ihr Vater gewesen. Die 15-Jährige begleitete ihre Mutter Caroline Schlegel zur Kur nach Bad Bocklet, nicht ohne einen Abstecher nach Bamberg, wo sich Carolines Geliebter Friedrich Wilhelm von Schelling aufhielt und neue Heilmethoden studierte. Die probierte er dann auch an der erkrankten Auguste aus, vergebens allerdings. Nach dem Tod des Mädchens gab es allerhand Streit zwischen Carolines Geliebtem und ihrem Mann, einigen Tratsch freilich auch, man könnte es durchaus einen Skandal in den vornehmen Kreisen nennen. Das tote Mädchen wurde in Bad Bocklet begraben, das aufwendige Grabmal allerdings, das Bertel Thorvaldsen in Rom aus weißem Marmor fertigte, schaffte es nie bis nach Unterfranken. Wohl auch wegen des großen Streits. Ein Gipsabdruck immerhin ist in Bocklet zu sehen, das Original steht heute im Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen.
Derlei Skandal sind selten geworden in Bad Bocklet und die Kurgäste älter. Durch den Park flanieren sie allerdings immer noch. Dafür ist er schließlich da. “Für das Beste der leidenden Menschheit. Erbaut 1787”, steht auf dem Brunnenbau.