Arzttermine – Kassenpatienten: "Kommen Sie in vier Wochen!"

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Wenn ein Kassenpatient in Bayern zum Facharzt muss, wartet er im Schnitt 23 Tage länger auf einen Termin als ein Privatpatient.

Daniela Kuhr hat nach einer Banklehre in Würzburg Jura studiert. Nach dem Zweiten Staatsexamen folgte eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. Von 2000 bis 2007 arbeitete sie in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung. Schwerpunkte waren Anlegerschutz, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftskriminalität und Altersvorsorge. 2008 wechselte sie in die Parlamentsredaktion nach Berlin, von wo aus sie vor allem über Verkehr, Bahn, Verbraucherschutz und Wirtschaftsrecht berichtete. Seit Juni 2015 ist sie CSU- und Landtagskorrespondentin in München.

In Bayern warten Kassenpatienten im Schnitt 23 Tage länger auf einen Arzttermin als Privatversicherte. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Grünen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Besonders benachteiligt werden Kassenpatienten demnach im Allgäu sowie in Bayreuth, Bamberg und Hof.

Passau und München schneiden am besten ab

Dort bekommen sie ihren Arzttermin durchschnittlich 27 Tage später als Patienten, die privat krankenversichert sind. Am besten schneiden Passau und München ab, doch selbst dort müssen Kassenpatienten im Schnitt 19 Tage länger auf einen Termin warten als Privatpatienten. “Es ist nicht hinnehmbar, dass es solche Unterschiede gibt – gerade für Kassenpatienten mit ernsthaften Problemen”, sagt Doris Wagner, Demografie-Expertin der Grünen im Bundestag.

Im November und Dezember hatte Wagner in einem Zeitraum von drei Wochen 350 Facharztpraxen in ganz Bayern anrufen lassen – je zweimal hintereinander in kurzen Abständen. Beide Male baten die Anrufer um einen Termin: einmal als Kassenpatient und einmal als Privatpatient.


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Nur bei jeder dritten Praxis macht die Art der Versicherung keinen Unterschied

Sieben Fachrichtungen wurden dabei untersucht, darunter Augen-, Haut- und Hals-Nasen-Ohrenärzte sowie Radiologen, Kardiologen, Neurologen und Orthopäden. Das Ergebnis: Nur bei jeder dritten Praxis “machte es keinen oder kaum einen Unterschied, ob man Kassenpatient oder privat versichert war, das heißt: Hier unterschieden sich die angebotenen Wartezeiten kaum”, heißt es in der Studie.

Andererseits unterschieden sich die Wartezeiten “in vielen Fällen” sogar um mehr als hundert Tage. “Spitzenreiter war hier ein Augenarzt aus Kaufbeuren: Als Kassenpatient wurde uns ein Termin nach 260 Tagen angeboten, als privat Versicherter nach sieben”, schreiben die Autoren.

Kassenpatienten kommen nach 23, Privatversicherte nach vier Tagen dran

Betrachtet man die Durchschnittswerte, müssen Kassenpatienten in Würzburg am längsten auf einen Termin warten: nämlich 34 Tage. Privatpatienten bekommen dort bereits nach zehn Tagen einen Termin. In München dagegen erhalten Kassenpatienten nach 23 Tagen einen Termin, während Privatpatienten nur vier Tage warten müssen.

Auch die Differenzierung nach den Facharztgebieten hat interessante Ergebnisse geliefert. So kommen Kassenpatienten bei Hautärzten am schlechtesten weg: Im Schnitt müssen sie dort 31 Tage länger auf einen Termin warten als Privatversicherte. Bei Orthopädie-Praxen beträgt der Unterschied nur elf Tage.

Damit der Test auch wirklich vergleichbare Ergebnisse liefert, hatten die Anrufer standardisierte Antworten vorbereitet für den Fall, dass das Praxispersonal während des Telefonats nachfragt: Beispielsweise wurde angegeben, dass die nachlassende Sehkraft untersucht werden solle oder ein Hautausschlag am Arm oder Rückenprobleme.

Studie sei “belastbar und repräsentativ”

Die jeweiligen Praxen wurden per Zufallsprinzip aus dem Telefonbuch ausgewählt, dabei wurde darauf geachtet, dass die Anzahl der angerufenen Praxen mit der Einwohnerzahl eines Gebiets korrespondiert, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Man habe neun Prozent der Facharztpraxen angerufen, sodass die Ergebnisse “belastbar und mehr als repräsentativ” seien, heißt es in der Studie weiter. Was die Verfasser zudem feststellten: Das Personal der meisten Praxen habe “nicht nach der Dringlichkeit beziehungsweise der Ursache des Terminwunschs gefragt. Die Terminvergabe orientierte sich also definitiv nicht am Beschwerdebild, sondern an der Art der Versicherung.”

Bedenklich findet die Grünen-Abgeordnete Wagner den in der Studie erkennbaren Trend, “dass besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen mit einem höheren Altersdurchschnitt der Bevölkerung die Wartezeiten für Kassenpatienten länger werden”. Der demografische Wandel dürfe nicht dazu führen, dass bestimmte Gebiete bei der Arztversorgung abgehängt werden, warnt sie.

Eine Bevorzugung bei der Terminvergabe sei nachvollziehbar

Als Hauptgrund dafür, dass Ärzte Termine lieber an Privatpatienten vergeben, sieht Wagner die bessere Bezahlung der Leistungen. “Wenn Ärzte für einen Privatpatienten mehr als das Doppelte an Honorar bekommen, ist eine Bevorzugung bei der Terminvergabe nachvollziehbar.” Mit ihrem Modell einer Bürgerversicherung wollen die Grünen das ändern. “Hier zahlen alle nach ihrer Leistungsfähigkeit in einen gemeinsamen Topf und der Arzt hat keine Gründe, bestimmte Personen zu bevorzugen”, sagt Wagner.

Schneller zum Arzt

Vom kommenden Jahr an müssen die Kassenärztlichen Vereinigungen in den Bundesländern sogenannte Terminservicestellen einrichten. Patienten, die an einen Facharzt überwiesen werden, können sich künftig an diese Stellen wenden, um innerhalb einer Woche einen Termin genannt zu bekommen. Dieser Termin soll in der Regel innerhalb von vier Wochen stattfinden. Falls dies nicht gelingt, wird von der Servicestelle ein Termin zur ambulanten Behandlung in einem Krankenhaus angeboten.

In der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) sieht man das Vorhaben äußerst kritisch. Dass man die gesetzliche Vorgabe nur sehr widerwillig umsetzt, lässt KVB-Vorstandsmitglied Pedro Schmelz deutlich durchblicken. Weder sei eine solche Stelle sinnvoll, noch verbessere sie die Versorgung der Patienten, sagt er. Wenn sie nun dennoch komme, dann “nur deshalb, weil wir es tun müssen”. Zwar müsse den Patienten künftig ein Termin angeboten werden, der in spätestens vier Wochen wahrgenommen werden könne. Aber weder werde hier dann auf Wunschtermine der Patienten eingegangen, noch “auf die Vermittlung eines bestimmten Wunscharztes”, sagt Schmelz und stellt klar: “Die Vier-Wochen-Frist gilt nicht für Bagatell-Erkrankungen und Routineuntersuchungen.” Auch Gesundheitsministerin Melanie Huml ist sich sicher: “Die Terminservicestellen werden wohl nur punktuell zum Einsatz kommen.” dku, dm

In der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), zuständig für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung, hält man überhaupt nichts von der Erhebung der Grünen. Sie sei reiner “politischer Aktionismus”, sagt ein Sprecher der KVB.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat ihre eigene Studie

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung habe bereits selbst eine entsprechende Studie bezüglich Wartezeiten erstellt. In Bayern habe demnach mehr als die Hälfte der Patienten innerhalb von drei Tagen einen Arzttermin erhalten – wobei 34 Prozent sofort und 18 Prozent innerhalb von drei Tagen in die Praxis kommen konnten.

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ist ebenfalls nicht der Meinung, dass Arztwartezeiten in Bayern ein großes Problem sind. Sie seien sowohl im europäischen als auch im deutschsprachigen Vergleich mit die kürzesten. “Bei über zehn Millionen gesetzlich Versicherten in Bayern sind konkrete Beschwerden über zu lange Wartezeiten sehr selten”, sagt sie.


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