Angelologie (2) Von höllischen Gesellen

Sie können auch ganz anders, die himmlischen Nachthemdenträger. Ganz offensichtlich ist ihre Psyche komplexer und vielschichtiger als es uns all die erbaulichen Geschichten über ihre penetrante Milde und Nächstenliebe weismachen wollen. Ganz offensichtlich schlummert auch in ihnen etwas, das grundsätzlich dazu fähig ist, auf den Tisch zu hauen und hart durchzugreifen. Ganz offensichtlich sind auch sie nur – Bayern.

Was führte zu diesem Anstieg der Kriminalität bei Engeln?

Selbstverständlich befinden wir uns hier auf angelologisch schlüpfrigem Terrain. Dennoch gibt es Indizien. Diese finden sich zum Beispiel in dem außerbiblischen Buch Henoch. Dort wird unter Bezugnahme auf das Buch Genesis beschrieben, wie es dazu kam, daß die Kriminalitätsrate unter den Engeln plötzlich so dramatisch anschwoll: Angeblich sahen die Engel irgendwann einmal bei ihren intergalaktischen Erkundungsflügen irdische Frauen, woraufhin sie, die Körper- und Fleischlosen, plötzlich von sehr sonderbaren, körperlichen und fleischlichen Gelüsten durchdrungen wurden. In ihrer hilflosen Wollust stürzten sie sich sogleich auf die Objekte ihres Begehrens und schon war’s geschehen. Die von den Engeln heimgesuchten Frauen wurden schwanger, der Liebe Gott stinksauer.

“Wie kann ein Sohn des Feuers sich neigen vor einem Sohn des Lehms?”

(Luzifer)

Ein satanischer Putschversuch


Rauhnacht-Teufel in St. Engelmar

Wie allgemein bekannt, gibt es darüber hinaus noch eine zweite Version der Engelsünde, in der nicht der Sex, sondern der Stolz die Hauptrolle spielt. Sie ist nicht ganz so spektakulär, aber ebenso plausibel. Ihr zufolge präsentierte Gott einst in einer Art Modenschau sein neuestes Geschöpf, den Menschen Adam. Voller Stolz soll er seine Oberengel dabei aufgefordert haben, sich vor dieser Meisterleistung göttlicher Ingenieurskunst artig zu verbeugen. Luzifer jedoch, der “Träger des Lichts”, der prächtigste und wohl auch intelligenteste aller Engel weigerte sich mit der nicht unwitzigen Bemerkung: “Wie kann ein Sohn des Feuers sich neigen vor einem Sohn des Lehms?” Der Liebe Gott war sofort tödlich beleidigt und verwies ihn und die Seinen des Himmels. Einschlägige Quellen erzählten fortan die Mähr von einem satanischen Putschversuch.

Brave Menschen sind glatt und grausam


Der Brave Mensch sitzt am Abend zu Hause bei Weib und Kind vor dem Fernseher

Der Bayer kann mit beiden Versionen gut leben. Die Sünden der Sinnlichkeit sind ihm ebenso geläufig wie die der Überheblichkeit. Beide nimmt er demütig auf sich und teilt sie regelmäßig seinem Beichtvater mit. Mehr kann man nicht tun. Und mehr will man auch nicht tun. Schließlich weiß man, wohin zu viel Bravheit führt: Sie verwischt die Individualität, nivelliert das Persönlichkeitsprofil, entkernt den Sex-Appeal. Braven Menschen fehlen das Salz in der Suppe und die Narben auf der Haut. Brave Menschen schmecken nach Kinderschokolade und Apfelsaftschorle. Brave Menschen sind glatt und grausam. Darüber hinaus: Wer immer nur brav ist, verstummt über kurz oder lang. Während die einen am Wirtshaustisch mit ihren Weibergeschichten prahlen und die anderen am Konferenztisch geheime Preisabsprachen oder feindliche Übernahmen aushandeln, sitzt der Brave nur da und schweigt sein braves Schweigen. Kein Wunder, daß sich die Reihe seiner Freunde bald lichtet und er immer seltener zu geselligen Sommerfesten und feuchtfröhlichen Weihnachtsfeiern eingeladen wird. Statt dessen sitzt er am Abend zu Hause, bei Weib, Kind und Günther Jauch und wird immer noch braver und noch langweiliger.

Selbst dem Schutzengel zu langweilig

Und irgendwann ist es dann so weit. Auf dem Weg zurück vom Kühlschrank zur Wohnzimmercouch stolpert er über eine einzelne Franse des Wohnzimmerteppichs, fällt ungeschickt hin, schlägt auf, quetscht sich das Rückenmark und sitzt bis zum Ende seiner tugendsamen Tage im Rollstuhl. Und warum das Ganze? Weil der Umgang mit ihm sogar seinem Schutzengel zu langweilig wurde und der infolgedessen eingeschlafen ist.

Perfekte Tugendhaftigkeit – für irdische Wesen ungeeignet

Mit anderen Worten: Zumindest für irdische Wesen ist der Pfad der perfekten Tugend extrem gefährlich. Weshalb wir nur dankbar sein können, daß Gott so humorlos reagierte, als Luzifer glaubte, einen Scherz über Adam machen zu müssen. In seiner göttlichen Allwissenheit bewahrte er uns Menschen derart vor Mutismus und unsere geilen Schutzengel vor unzüchtigen Träumen. Beides hätte am Ende dazu führen können, daß nicht unsere Schutzengel schweigend auf uns, sondern wir schweigend auf unsere Schutzengel hätten aufpassen müssen. Man stelle sich das vor!

This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

About News4Me

Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

Leave a Reply