Angelologie (1) Von himmlischen Heerscharen

Wie viele genau, ist unbekannt, bedenkt man jedoch, dass sich jeder Bayer nachts von mindestens 14 Schutzengeln umgeben weiß (“Abends, wenn ich schlafen geh / Vierzehn Engel bei mir stehn …”), so bekommt man eine Ahnung von ihrer exorbitanten Verbreitung.

Geistwesen ohne jede Beimischung von Materie

Engel, so wußte schon der Aquinate, sind von Gott erschaffene Geistwesen ohne jede Beimischung von Materie. Will heißen: Individuen, die weder über eindeutige biometrische Daten, noch über einen gültigen Personalausweis, noch über einen festen Wohnsitz verfügen. Pausenlos sind sie in göttlicher Mission unterwegs. Mal verkündigen sie unerklärliche Schwangerschaften, mal retten sie dehydrierte Wüstenwanderer, mal zerstören sie Städte oder verbreiten Epidemien. Mit großer Sorgfalt kümmern sie sich darüber hinaus um das Wachstum von Tier und Pflanze, sind also an vorderster Front im Agrarsektor tätig. Ihr Zuständigkeitsbereich umfaßt Wasser, Feuer, Erde und Luft. Als unsichtbare Organisatoren der sichtbaren Welt sorgen sie für das reibungslose Funktionieren der gesamten Schöpfung.

Hochgradig motivierte und hochgradig flexible Maschinen

Langer Rede kurzer Sinn: Engel sind hochgradig effiziente, hochgradig motivierte und hochgradig flexible Maschinen. Anders als Menschen ermüden und erkranken sie nie, frönen keinen Lastern und kennen keine Sonn- und Feiertagszuschläge, sondern arbeiten 7 mal 24 Stunden pro Woche ohne Murren durch. Und wenn’s sein muß, jubeln sie nebenbei auch noch ihrem Chef zu und singen pausenlos “heilig, heilig, heilig”. Bayerische Arbeitgeber bekommen feuchte Augen, wenn sie an Engel denken.

“Ein Engel ist ein außerirdischer Vogel”, behauptete einmal der Medienphilosoph Vilem Flusser.

Ein Engel ist eine “metaphysische Fledermaus” behauptete der Kirchenhistoriker Carl August von Hase.

In der SED-Sprache der ehemaligen DDR hieß der Weihnachtsengel offiziell “Jahresendflügelfigur”.

“Ein jeder Engel ist schrecklich”, dichtete einst Rilke: Je kitschiger, desto mehr!

Auch blondgelockte Geistwesen haben eine dunkle Seite


St. Michael besiegt den Teufel, Statue über dem Eingang an der Front der katholischen Pfarrkirche St. Michael in Berg am Laim bei München

Kein Wunder, dass sich Bayern in den letzten Jahrzehnten zur terra benedicta des Abendlandes gemausert und neben großartigen Leistungen in Theologie und Mariolatrie auch einen leibhaftigen Papst hervorgebracht hat. Thomas Kernert, studierter Religionsphilosoph, beschäftigt sich in seiner “Kleinen bayerischen Angelologie” jedoch nicht nur mit den starken Beschützerinstinkten der Engel, sondern ebenso mit ihrer moralischen Labilität. Denn auch blondgelockte Geistwesen haben eine dunkle Seite. Ihre Kriminalitätsrate ist sogar ziemlich hoch. Folgt man den Angaben des Kirchenvaters Hieronymus, so stürzte rund ein Drittel von ihnen einst vom Himmel auf die Erde und höchstwahrscheinlich auch auf Bayern. Ein Indiz: Obgleich der Kriminalitätsbekämpfung hierzulande seit langem schon viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, konnte das Böse bis dato nicht ausgerottet werden. So bedauerlich dies ist, es zeigt doch ganz eindeutig: Bayerns Engel leben!

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