Alex Diehl landet Facebook-Hit nach Terroranschlägen in Paris


Waging am See – Es ist “Nur ein Lied”, so der Titel des Songs, den der 27-jährige Alex Diehl aus Waging am Samstagabend über Facebook gepostet hat. Doch es berührt Millionen.

Wie viele Millionen andere verfolgte Alex Diehl am Freitagabend die schrecklichen Geschehnisse in Paris am Fernseher und über die Live-Ticker. Fassungslos und hilflos. Doch dabei sollte es nicht bleiben.


“All das was sich bei mir über Wochen und Monate angestaut hat, habe ich aufgeschrieben. Ich hab den Text nicht einmal noch angefasst. Er war nach 10 Minuten fertig”, so Diehl gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Mit einer Handykamera nahm er sich auf, mit einfachsten Mitteln – und traf doch den Nerv. Brachte für viele auf den Punkt, was sie am Tag nach den fürchterlichen Anschlägen hören wollten. Emotional und mit einer klaren Botschaft: Gegen Hass für mehr Menschlichkeit, in Anlehnung an John Lennos Utopie-Lied “Imagine”.

Nach den Anschlägen am 11. September 2001 war es der Song “Only Time” von Enya, der die Menschen berührte und bei der Trauerbewältigung half. Ein bisschen, zumindest im deutschsprachigen Raum, folgt “Nur ein Lied” diesem Muster. Innerhalb von nicht mal 48 Stunden haben schon über 2,4 Millionen Menschen das Video auf Facebook abgerufen (Stand Montag, 7.50 Uhr). Es wurde fast 70.000-mal geteilt.

Diehl selbst ist “sprachlos”, wie er auf Facebook schreibt. Derzeit nimmt er ein Album auf, doch seine Videos würden sonst “vielleicht 1000 Aufrufe” erhalten, so der Künstler gegenüber dem BR. Politisch vereinnahmen lassen wolle er sich jedenfalls nicht. Er sei weder links noch rechts, wolle einfach menschlich sein. Er richtet sich mit seinem Lied gegen Hetze, geschürte Angst und Hass vor dem Hintergrund der Terroranschläge, aber auch der aktuellen Flüchtlingsdiskussion.  

Auf Facebook wird nach den Anschlägen auf vielfältige Weise Anteilnahme ausgedrückt. Ob man das Profilbild mit der Nationalflagge Frankreichs untermalt, das Bild des Eifelturms als Peace-Zeichen teilt – oder dieses Lied weiterverbreitet. Alex Diehl hat jedenfalls zum richtigen Zeitpunkt seine Botschaft ins Netz gesetzt und damit ein großes Echo ausgelöst.

Hier können Sie das Lied sehen:

ein kleines Lied – Alex Diehl

ich habe “ein kleines Lied ” geschrieben… nach dem ich gestern das Fußballspiel im TV gesehen habe… mir blieb der Atem weg, als ich den Knall hörte… Ich glaube dass so ziemlich jeder unter der Haut spürte, dass das kein Böller oder ein kleiner Scherz war. Als der Kommentator dann von 18 Toten, gegen Ende des Spiels berichtete, stockte mir der Atem ein weiteres mal und ich ahnte leider genau das, was eine Stunde später jedem klar war. Gründe mag es wirtschaftlich, menschlich politisch viele geben, die zurzeit aus dem Ruder laufen, oder besser gesagt, die zurzeit die Ernte tragen, was schon vor langer Zeit gesät wurde. Um nicht ewig auszuholen, kann ich nur eines tun… ich werde nicht nichts sagen… sondern ich versuche in einem kleinen Lied ein wenig darauf Aufmerksam zu machen, dass es viele gibt, die sich eben nicht einschüchtern lassen, die dagegenhalten, mit Anstand, friedlich… bereit sind es zu versuchen, es schaffen zu wollen… die keinen Teufel suchen, sondern Hoffnung machen… dass geschürte ANGST, HASS HETZE das Fundament all dieser Probleme ist, sollte uns allen klar sein… und nach wochenlangen Diskussionen mit Menschen, die so festgefahren sind in ihrer Wut ihren Zorn über die Umstände und die Menschen, die sie damit in Verbindung bringen ( Flüchtlinge, Politiker usw… ) habe ich mich nun in ein paar Zeilen ausgelassen hoffe es findet Anklang und wird weitergetragen. EIN FRIEDVOLLES MITEINANDER TROTZ ALLEM UNFASSBAR SCHLIMMEN… TOLERANZ, LIEBE ANSTAND. IN GEDANKEN BEI DEN OPFERN UND DEREN HINTERBLIEBENEN IN PARIS UND DEM REST DER WELT. Alex*

Posted by Alex Diehl on Samstag, 14. November 2015

Der Songtext:

Habt ihr nichts daraus gelernt,

hat euch denn niemand hier erklärt,

wie die Regeln funktionieren,

das Spiel verstehen und auch kapieren

dass die Welt niemand gehört?

Ihr steht hier und wir stehen da,

vor lauter Angst sieht keiner klar,

Ihr seid wütend, wir können’s verstehen,

doch dieser Weg voll Hass zu gehen,

löst kein bisschen das Problem

Aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg,

bis die Menschlichkeit am Boden liegt,

bis hier alles explodiert

und jeder den Verstand verliert.

Das alles hatten wir schon mal

und ich habe keine Lust nur zuzusehen,

wie das alles in Flammen aufgeht.

Ich hab zu viel Angst, um still zu sein.

Es ist nur ein Lied, doch ich sing’s nicht allein.

Denn wie John Lennon glaube ich daran:

The World could live as one.

Unsere Zeit ist nur geliehen,

wollen wir sie wirklich so verbringen?

Was mus passieren, damit ihr seht,

dass das hier auf der Kippe steht

und dass es nur gemeinsam geht?

Denn aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg,

bis die Menschlichkeit am Boden liegt,

bis hier alles explodiert und jeder den Verstand verliert.

Das alles hatten wir schon mal

und ich habe keine Lust nur zuzusehen,

wie das alles in Flammen aufgeht.

Ich hab zu viel Angst, um still zu sein.

Es ist nur ein Lied, doch ich sing’s nicht allein.

Ihr könnt Hass verbreiten, Ängste schüren,

doch Ihr werdet diesen Kampf verlieren,

denn wie John Lennon glauben wir daran:

The World will live as one.

mg

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