Berlin –
Das hitzige Basketball-Duell zwischen ALBA Berlin und dem FC Bayern München hat ein Nachspiel. Ein Zuschauer hatte beim Bundesliga-Duell in Berlin ein Trikot des Bayern-Nationalspielers Heiko Schaffartzik mit der Aufschrift «Verkauft!» an einem Kreuz aus Metall-Stangen aufgehängt.
«Wir werden beide Vereine befragen und uns ein Gesamtbild verschaffen. Anschließend werden wir die Vereine informieren», sagte BBL-Pressesprecher Dirk Kaiser am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Ob Berlin eine Strafe drohe, «kann ich momentan nicht sagen», meinte Kaiser.
Zwischen 2011 und 2013 spielte Schaffartzik beim achtmaligen deutschen Meister aus Berlin – bis sich der 29-Jährige mit der ALBA-Vereinsführung überwarf und trotz laufenden Vertrags in diesem Sommer nach München wechselte. Für die ALBA-Fans ist er seither die Reizfigur. Bei der 74:94-Niederlage der Bayern in der Hauptstadt schlug dem Spielmacher am vergangenem Sonntag unverhohlener Hass entgegen. «Mit dem Spiel in Berlin ist eine Grenze überschritten worden», sagte Münchens Sportdirektor Marko Pesic in der «Münchner Abendzeitung».
Die Bayern hätten bereits während der Partie auf die Trikot-Aktion hingewiesen – ALBA habe laut Pesic nicht reagiert. In der «Bild»-Zeitung legte er nach: «Wenn wir und die BBL solche Respektlosigkeiten zulassen und im Fall von Heiko keine Zivilcourage an den Tag legen, ist das gefährlich.»
Der Ligaverband versucht unterdessen, die Wogen nicht zu hoch schlagen zu lassen. «Wenn ich mir anschaue, was in Fußballstadien passiert, sind wir davon beim Basketball noch meilenweit entfernt», sagte Kaiser. «Wir haben beim Basketball eine tolle Atmosphäre.» Die Augen verschloss er dennoch nicht vor der Zuschauer-Provokation. «Wir werden die Sachen bewerten und sehen, was wir daraus für die Zukunft lernen und mitnehmen können.»
Die Bayern erhoben unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Berliner – vor allem gegen Manager Marco Baldi. «Generell gehört es zum Sport, sich gegenseitig ein paar Sprüche zu drücken. Aber es muss ein gewisser Rahmen gewahrt werden. Den hat Marco Baldi überschritten», meinte Pesic. «Wir haben lange geschwiegen zu Unwahrheiten, die er über unseren Verein verbreitet.» Laut dem früheren ALBA-Profi Pesic trete Baldi «nur noch wie ein Marktschreier» auf. «Ich entwickle da ein Gefühl des Fremdschämens.»
Sportliche Schlagzeilen produzierte ALBA indes im Eurocup. Mit dem 77:57-Erfolg beim belgischen Vizemeister Belfius Mons-Hainaut am Dienstagabend festigten die Berliner den zweiten Tabellenplatz in ihrer Vorrundengruppe. «Das war ein weiterer großer Schritt in unserer Entwicklung», sagte Sportdirektor Mithat Demirel. Zur «Kreuz-Debatte» in der Bundesliga waren die ALBA-Verantwortlichen zunächst zu keiner Stellungnahme zu erreichen. (dpa)