Alaba übt sich in Bescheidenheit

David Alaba hat es geschafft, selbst nach einem historischen Sieg seines FC Bayern in der Champions-League gelassen zu bleiben. Der 4:0-Heimerfolg am Dienstag im Semifinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona löste beim Wiener keine überschäumenden Emotionen aus, vielmehr warnte er vor dem Rückspiel am 1. Mai im Camp Nou.

Vieles richtig gemacht


Bayern Munich's Mueller celebrates with team mates
Das 4:0 durch Müller (mi.) bereitete der Österreicher perfekt vor.

Foto: Reuters/MICHAELA REHLE

“Es ist noch nicht vorbei. In Barcelona wird es noch einmal ordentlich zur Sache gehen, dort sind sie sehr stark, das haben sie schon beim 4:0 im Achtelfinale gegen den AC Milan bewiesen”, betonte Alaba. “Barcelona wird heiß sein und noch einmal alles probieren. Wir müssen konzentriert und fokussiert bleiben.”

Trotz aller Tiefstapelei war dem 20-Jährigen die Freude über den Kantersieg gegen den überlegenen spanischen Tabellenführer deutlich anzumerken. “Das war ein sehr großes Erlebnis für mich, ein sehr schöner Abend, den wir alle genossen haben. Das Ergebnis ist gut für uns, wir haben vieles richtig gemacht.”

Pedro und Alves im Griff

Auch Alaba selbst hatte einen maßgeblichen Anteil an dem starken Auftritt des FC Bayern. Pedro und Dani Alves hielt er souverän in Schach, und selbst als sich Lionel Messi nach der Pause öfters auf der linken Seite der Münchner aufhielt, hatte der ÖFB-Internationale alles im Griff. “Dante und Ribery haben in jeder Sekunde versucht, mir zu helfen. Außerdem ist mir das gar nicht so aufgefallen, dass er oft in meiner Nähe war.”

David Alaba in Bildern

Seiner gerade einmal 20 Jahren zum Trotz hat David Alaba schon eine beeindruckende Karriere hinter sich.
Sein Talent war früh erkannt. Aber man muss dieses Talent auch Umsetzen können.
Und zwar nicht nur am Wuzzler in der KURIER-Redaktion.
Und weil das Umsetzen eine der Stärken Alabas ist, klopfte nach fünf Einsätzen für Austria Amateure in der Erste Liga der FC Bayern 2008 beim damals 15-Jährigen an.
Bei den Münchnern ging es dann schnell: Schon im Oktober desselben Jahres stieg er von der U17 in die U19.
In der Saison darauf war er schon Stammspieler bei den Bayern-Amateuren in der dritten Bundesliga und
… durfte gelegentlich bei den Profis mittrainieren.
Im Februar 2010 wurde er, dank seines Einsatzes im Cup-Viertelfinale, mit exakt 17 Jahren und 232 Tagen zum jungsten Bayern-Spieler aller Zeiten mit Pflichtspieleinsatz.
Einen Monat später kam er zu seinem ersten Ligaeinsatz, drei Tage darauf stand er erstmals in der Startelf – und zwar im Achtelfinale der Champions League.
Nach dem Spiel bekam er als Bayern-Spieler mit den meisten Ballkontakten Extra-Lob von Vostandschef Karl-Heinz Rummenigge: “Er hat sehr gut gespielt. Man hat ihm überhaupt nicht angesehen, dass es sein erstes Spiel für Bayern von Anfang an war.”
In der Winterpause wurde Alaba um Spielpraxis zu sammeln für ein halbes Jahr nach Hoffenheim verliehen.
Zurück in München etablierte er sich als Stammspieler und …
… wurde zum Publikumsliebling.
Gemeinsam mit Frank Ribery ist Alaba nicht auf dem Platz für Spitzenleistung gut, sondern auch abseits für den einen oder anderen Lacher. Siehe “Video: “Schau net so bled, hearst” und Video: “Hoeneß’ Alaba Anektote.”
Auch aus dem Nationalteam ist Alaba nicht mehr wegzudenken.
Seinen ersten Team-Einsatz bestritt Alaba am 14.nbsp;Oktober 2009 im WM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich.
Mittlerweile hält er bei 24 Länderspielen (3 Tore) – obwohl er nach wie vor für die U21 spielberechtigt wäre.
In der Champions League gelang ihm gegen den großen FC Barcelona ein 4:0-Erfolg in der Allianz Arena. Alaba stand auf der linken Abwehrseite seinen Mann und ließ die starken Offensvkräfte Alves, Pedro sowie Weltfußballer Messi zu keinen Chancen kommen.


GERMANY SOCCER UEFA CHAMPIONS LEAGUE
Weltfußballer Messi war durch seine Verletzung sichtlich gehandicapt.

Foto: APA/ANDREAS GEBERT

Dies hatte wohl auch damit zu tun, dass Messi wegen seiner Muskelverletzung noch schwer gehandicapt war. “Ob er fit ist oder nicht, damit habe ich mich gar nicht beschäftigt. Ich habe nur versucht, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren”, meinte der Vorbereiter des 4:0 durch Thomas Müller.

Alaba, Müller und Co. entzauberten – allerdings auch begünstigt durch zumindest zwei irreguläre Tore – die dominante Mannschaft der vergangenen Jahre. Die Ablöse an der Spitze des Weltfußballs ist laut dem Bayern-Linksverteidiger aber noch nicht vollzogen. “Die Barcelona-Spieler haben in den letzten Jahren viel erreicht. Sie haben viel Erfahrung und werden das wieder auf die Reihe bekommen.”

Heynckes zufrieden


Bayern's head coach Jupp Heynckes, left, gestures
Heynckes (li.) mit letzten Anweisungen für Teamspieler Alaba.

Foto: AP/Matthias Schrader

Während sich Alaba in Bescheidenheit übte, gab es großes Lob von Trainer Jupp Heynckes. “Er hat genauso wie unser zweiter Außenverteidiger Lahm eine super Leistung gebracht. Barcelona hat zwei unheimlich offensive Außenverteidiger, das haben sie im Verbund mit Robben und Ribery überragend gemeistert.”

Auch Teamchef Marcel Koller, der die Partie vor dem TV-Gerät mitverfolgte, war von der Leistung seines Schützlings begeistert. “David hat ein hervorragendes Spiel gemacht. Er hat sehr konzentriert, cool und bewusst gespielt und defensiv nichts anbrennen lassen.”

Lob von deutschen Medien

Die deutschen Medien ließen Alaba ebenfalls hochleben. Die tz etwa bewertete den Wiener mit einem Einser. “Wirkte sehr stabil und selbstbewusst, dabei kamen mit Pedro und Alves zwei ganz ausgebuffte Spezl auf ihn zu. Der Ösi behielt den Durchblick, blieb praktisch fehlerfrei. Ganz coole Leistung!”

Einen Zweier gab es von Bild. “Wurde von Pedro gefordert, aber nicht besiegt. Dafür bereitete er das 4:0 von Müller vor.” Die gleiche Benotung erhielt Alaba von der Abendzeitung. “Musste viele Löcher zulaufen, hatte mit Alves und Pedro ständig zwei Gegenspieler. Machte das aber sehr unaufgeregt und gut. Nach vorne: nada, aber egal. Die Krönung: seine Vorlage zum 4:0.”

Die Süddeutsche schrieb über den Österreicher: “Vorn anfangs sogar lebendiger als sein berühmter Vordermann Ribery, weil der Franzose sich auftragsgemäß in der Deckungslinie einreihte. Ein seriöses, reifes Defensivspiel, verzichtete auf die ihm eigene jugendliche Verwegenheit. Austria darf stolz sein.”

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