Als das Licht nach dem Abpfiff im Olympiastadion ausging, feierten die Bayern-Spieler ausgelassen wie kleine Kinder vor ihrer riesigen Fankurve, hielten die Trikots der verhinderten Kollegen Dante und Luiz Gustavo sowie das des verletzten Holger Badstuber in die Kameras. Sie haben es geschafft! Die Bayern haben das Triple – als erster deutscher Verein überhaupt!
Aber auch die Stuttgarter Fans sangen voller Inbrunst und Stolz. Denn die Zuschauer hatten nämlich eines gesehen: Einen richtig geilen Kick beider Teams!
Die Bayern gewannen verdient mit 3:2 (1:0) gegen aufopferungsvolle Schwaben, die am Ende noch einmal voll dagegen hielten und riesig kämpften. Für Bayern-Trainer Jupp Heynckes ist dies ein wundervoller Abschluss seiner Bundesliga-Karriere, die Anhänger feierten ihn mit lauten „Jupp-Sprechchören“.
Das 70. DFB-Pokalfinale, das 35. in Berlin: Es wird in die Geschichte eingehen als eines seiner besten überhaupt. Eine Woche nach dem Super-Duell im Wembley-Stadion boten zwei deutsche Teams wieder Fußball der Extraklasse.
Müller verlädt Ulreich und schiebt unten links ein.
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Schon in der ersten Halbzeit hatten beide Teams ein rassiges Vollgas-Duell geboten. Bayern hatte zwar viel mehr Ballbesitz, die Schwaben hielten aber mit vollem Einsatz, enormen Laufpensum dagegen und versteckten sich nicht. Und sie hatten ebenso wie die Bayern auch Chancen, die beste, eine Doppel-Chance nach Hereingabe von Maxim vereitelte Torwart Manuel Neuer mit zwei Blitzreflexen (22.). Auf der Gegenseite hatte Alaba das 1:0 auf dem Fuß (27.).
Hatte der VfB in der 31. Minute noch Glück, dass Schiri Gräfe nach einem Tackling von Tasci gegen Robben nicht auf Strafstoß entschied, folgte genau der sechs Minuten später. Traoré schubste Lahm von hinten, Thomas Müller verwandelte den Elfer eiskalt – 1:0 für den Favoriten.
Wie herrlich Fußball sein kann, bewies der Rekordmeister dann nach der Pause: Robben und Lahm hebelten die VfB-Abwehr aus und ließen die Stuttgarter wie Statisten aussehen, Gomez vollendete zum 2:0 (48.). Es war sein 18. Tor im 32. Pflichtspiel. Sein 19. folgte wenig später, als der Nationalstürmer einen nicht minder schönen Angriff über Schweinsteiger und Müller abschloss (61.) Danach wurde er unter riesigem Beifall ausgewechselt. Doch waren es auch seine letzten Tore für die Bayern? Es deutet vieles darauf hin. Gomez ging – und bei den Zauber-Bayern von zuvor ging nicht mehr viel.
Klasse war, wie Stuttgart einfach nicht aufgab. Das 1:3 durch den starken Martin Harnik wirkte noch wie Ergebnis-Kosmetik (71.). Doch urplötzlich verloren die Bayern die Konzentration und Übersicht. Der VfB kämpfte, Harnik machte es mit dem 2:3 nochmal richtig spannend. Es reichte nicht mehr. Und die Feier-Bayern machten die Nacht zum Tage.
Am Sonntag geht die Party weiter, mit einem Feier-Zug durch München und einem Empfang vor dem Rathaus. Hunderttausende werden dabei sein. „Wir lassen es richtig krachen. Wir sind sehr glücklich, weil wir Historisches geschafft haben“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Und Bayern-Legende Franz Beckenbauer freute sich: „Der Erfolg ist ihnen nicht in den Schoß gefallen, sie haben hart dafür gearbeitet. So eine Harmonie habe ich beim FC Bayern noch nie erlebt, das war wirklich ein Ausnahmejahr.“
Aber auch Stuttgart ist stolz. Manager Fredi Bobic: „Es war schön, die Bayern mal zittern zu sehen.“