23. Meistertitel des Bayern – Meister der Schmerzen

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Der FC Bayern feiert die Rückkehr als Branchenführer so, wie er den Erfolg erreicht hat: In Rekordgeschwindigkeit und betont sachlich. Der Titel ist das Ergebnis vieler Entbehrungen der Vergangenheit, die vor allem mit Borussia Dortmund zu tun haben. Nun ruft Uli Hoeneß schon das nächste Ziel aus.

Und dann feierten sie doch. Nach der Rückkehr aus Frankfurt am Samstagabend war die Mannschaft des FC Bayern in einer Münchner Bar zusammengekommen, in der einige Spieler auch sonst gern verkehren, so wie andere Prominente und solche, die es gerne wären. Geschlossen saßen sie nun beisammen und prosteten sich zu. Die kleine Meisterparty, so war zu vernehmen, soll aber nicht allzu ausschweifend geraten sein. Schon für diesen Sonntagvormittag um zehn Uhr war ja von Trainer Jupp Heynckes die Spielanalyse angesetzt worden, danach stand das Regenerationstraining auf dem Programm.

Wenigstens ein paar Stunden das Erreichte genießen, das musste jetzt einfach sein. Aus dem Flugzeug steigen nach dem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt, mit dem sie sich den 23. Bundesligatitel in der Vereingeschichte gesichert hatten, am 28. Spieltag und damit so früh wie keine Mannschaft zuvor, und nun brav nach Hause fahren und sofort wieder an die nächsten Ziele denken, das ging jetzt einfach nicht. Nicht nach dieser Vorgeschichte. “Wir sind Deutscher Meister!!! Endlich wieder! Ein geiles Feeling! Auch wenn ich zugeben muss, dass es sich ein bisserl komisch anfühlt, schon so früh Meister zu sein”, postete Thomas Müller bei Facebook.

Vor zwölf Jahren war der FC Schalke 04 als sogenannter “Meister der Herzen” in die nun 50-jährige Bundesligageschichte eingegangen. Für knapp fünf Minuten wähnte sich der Verein 2001 am Ziel seiner Träume, ehe die Nachricht aus Hamburg kam, dass der FC Bayern dort doch noch den 1:1-Ausgleich geschossen und sich damit zum Titelträger gekürt hatte. Nun durften sich die Münchner als Meister der Schmerzen fühlen. Zwei Jahre war der erfolgsverwöhnte Branchenführer ohne einen weiteren Pokal oder eine Schale für die prall gefühlte Vereinsvitrine geblieben, weil sich vor allem Borussia Dortmund erdreistet hatte, den Münchnern zumindest sportlich den Rang abzulaufen.

Das hat sie sehr geschmerzt. Fast 70 Millionen Euro wurden deshalb im vergangenen Sommer in neue Kickerbeine investiert. Spätestens jetzt sind die Verhältnisse nach Ansicht der Bayern wieder zurecht gerückt. Mit jenem Titel, den sie in dieser Saison als wichtigstes Ziel ausgerufen hatten, auch wenn sich die Prioritäten nun wohl auf die Champions League verlagern dürften.

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Entbehrungen hatte es in der Vergangenheit viele gegeben. Zu denen hatte auch der verpasste Gewinn der Champions League im dramatisch verlorenen Finale gegen den FC Chelsea gezählt. Und für die deutschen Nationalspieler der Münchner ein bisschen auch das EM-Aus im Halbfinale gegen Italien. 

Wie sehr sie aber vor allem der BVB angetrieben hatte, das war schon in Frankfurt kurz nach dem Schlusspfiff zu vernehmen gewesen. Und bei keinen so sehr wie Uli Hoeneß. “Normalerweise ärgert man unseren Verein ja nur einmal. Dortmund hat das zweimal geschafft, dafür müssen wir wirklich Respekt zollen, das haben die super gemacht”, sagte Präsident des FC Bayern, “aber unsere Antwort war natürlich eindeutig: 20 Punkte Abstand. Damit müssen sie jetzt leben.”

Der vorzeitige Titelgewinn durch das kunstvolle Hackentor von Bastian Schweinsteiger aus der 52. Minute war in der Frankfurter Arena aber eher so gefeiert worden, wie der FC Bayern den Erfolg insgesamt erreicht hatte: In Höchstgeschwindigkeit, mit einem purzelnden Rekord nach dem anderen, aber betont sachlich. Wohl auch, weil sich die Überraschung jetzt ja in Grenzen hielt.

Gewiss, die Mannschaft hatte Trainer Heynckes vor der Fankurve hochleben lassen, die Profis tanzten auf dem Rasen und sangen in der Kabine. Doch solch ausgelassene Momente wie jener, als Abwehrspieler Dante mit einem kleinen Radio am Ohr aus der Umkleide herauslief und durch die Gänge des Frankfurter Stadions hüpfte, bleiben eher die Ausnahme. Die üblichen Bierduschen oder Meister-T-Shirts waren nicht zu besichtigen. Und nebenan, auf der Pressekonferenz, begann Trainer Jupp Heynckes seine Ausführungen damit, über das Spiel zu sprechen. Dass es die Frankfurter seiner Mannschaft nicht leicht gemacht haben. Solche Dinge.

Später war aber auch bei ihm zu spüren, dass eine große Last abfallen ist. Heynckes hat sogar ein paar Mal gescherzt. “Ich bin ja nun schon einige Male Deutscher Meister als Spieler und als Trainer geworden, und es war noch nie so kalt wie heute”, sagte er beispielsweise, 23 Jahre nach seinem letzten Meistertitel, auch damals mit den Münchnern. Oder nachdem ihm der Frankfurter Kollege Armin Veh gratuliert hatte mit den Worten, dass er “keinem mehr die Meisterschaft gönne als Jupp, weil ich ihn als Trainer und auch als Mensch kennengelernt habe und er für mich ein großes Vorbild ist.”

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