2:0 gegen Nürnberg Graue Premiere für das Bayern-Juwel – FAZ

FC Bayern München - 1. FC Nürnberg

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Blick zurück: Mario Götze kommt, spielt und muss wieder heraus – ohne eigenen Treffer

Endlich angekommen. Fast zwei Monate lang hatte sich Mario Götze zwar irgendwie als Bayer fühlen dürfen. Aber für einen Sportler macht es nun mal einen Unterschied, ob man das Trikot seines neuen Klubs nur im Schrank liegen hat und vielleicht mal probehalber überstreifen kann – oder ob man es auch wirklich trägt, wenn es zählt. Wenn es um Punkte und Meisterschaften geht. Am Samstag wurde Götzes (Un-) Geduld auf keine weitere Probe gestellt. Trainer Pep Guardiola sah die Zeit reif, sein vielleicht größtes Juwel auf der Bundesliga-Bühne vorzuzeigen, und zwar gleich von Anfang an: Nummer 19 ist da.

Wer gleich Showtime erwartet hatte, wurde allerdings enttäuscht. Schon während der Woche hatte Götze angedeutet, dass er knapp drei Monate nach seinem Muskelbündelriss aus dem Champions-League-Halbfinale mit Borussia Dortmund erst „in drei, vier Wochen bei 100 Prozent sein“ werde. Und so war der Einsatz im 187. bayerisch-fränkischen Derby vor allem unter dem Aspekt Spielpraxis zu sehen. Über den Status eines Mitläufers kam Götze, der gemeinsam mit Thiago Alcántara die Positionen von Müller und Kroos im Mittelfeld einnahm, nicht hinaus beim 2:0 der Bayern gegen Nürnberg. Hin und wieder ließ sich zwar etwas von Götzes Fähigkeiten im Tempo- und Kombinationsspiel erahnen. Dem standen Sicherheitspässe und auch der eine oder andere unnötige Ballverlust gegenüber. Götzes Schuhe leuchteten hellgelb, sein Spiel blieb grau.

Wenig Wirkung beim Startelf-Debüt: bei Bayern-Neuzugang Mario Götze leuchten nur die Schuhe
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Wenig Wirkung beim Startelf-Debüt: bei Bayern-Neuzugang Mario Götze leuchten nur die Schuhe

Wobei man sagen muss, dass seine Mannschaft es ihm auch nicht leicht machte. Im dritten Bundesligaspiel unter Guardiola waren die Münchner lange Zeit nicht nur ihrem verwöhnten Publikum, sondern offenbar auch sich selbst ein Rätsel. Keiner schien so recht zu wissen wohin mit sich und dem Ball. Guardiolas Hoffnung, aus einer 4-1-4-1-Grundordnung bei Ballbesitz auf eine Dreierkette mit variablen Mittelfeldkonstellationen umzuschalten – oft mit Schweinsteiger als letztem Mann -, ging lange überhaupt nicht auf.

Im Gegenteil: Die erste Hälfte war ein Rückfall in jene Zeiten, als alle auf einen genialen Moment Ribérys auf der linken Außenbahn oder auf die Kopfballgewalt Mandzukics hofften. Im Jahr 2014 ist das ein bisschen wenig angesichts der angehäuften Klasse des Münchner Ensembles. Man könnte auch sagen: eine ziemliche Verschwendung. Dass es nicht einmal vom Elfmeterpunkt klappte, Alaba scheiterte an „Club“-Torwart Schäfer (33.), passte gut ins Bild. Paul Breitner attestierte dem Team zur Pause „Verzweiflung“.

Nach der Pause wurde es ein wenig besser, und Götze kam zu seiner Chance des Tages, doch er scheiterte aus kurzer Distanz an Schäfer (61.). Danach mussten der enttäuschende Thiago und auch Götze für Müller und Kroos weichen. Vor allem Müller erwies sich sogleich als Belebung, was sich gewiss auch als Statement in einem möglichen Positionskampf mit Götze verstehen ließ. Wenig später gelang Ribéry nach Flanke von Lahm per Kopf die Führung (69.), Arjen Robben erhöhte auf 2:0 (78.). In den letzten Minuten waren weitere Treffer möglich, und fast meinte man, die „alten“ Bayern zu sehen. Doch was dem Publikum nun bestens gefiel, konnte nicht verwischen, wie schwer sich die Bayern lange getan hatten.

Das Projekt braucht Zeit

Verdient, aber längst nicht überzeugend – das Projekt Guardiola braucht offenbar noch Zeit, um ins Rollen zu kommen. Was man genauso für Götze sagen kann. Der 21-Jährige wird in den kommenden Monaten beweisen wollen und müssen, dass die 37 Millionen, die er dem FC Bayern wert war, eine gute Investition waren. Die Erwartungen jedenfalls sind hoch.

Javi Martínez, der gegen Nürnberg verletzt fehlte, mag drei Millionen mehr gekostet haben, Thiago der erklärte Wunschspieler Guardiolas gewesen sein. Götze aber, dazu muss man nur die hymnischen Worte der Klubbosse hören, ist die größte Nummer der Bayern seit langem. Sportvorstand Sammer adelte Götze bei dessen Vorstellung als „einen der herausragenden Spieler der Welt“, und Klubchef Rummenigge sprach in dieser Woche voller Vorfreude noch einmal davon, dass Götze „auf dem Weg zu einem Weltstar“ sei.

Und auch wenn man die Portion Eigenlob abzog, die angesichts der spektakulären Deals (und der Schwächung des ärgsten Konkurrenten Dortmund) darin gesteckt haben mag, ist unzweifelhaft, dass Götze im Luxuskader der Bayern noch einmal eine besondere Rolle zukommen soll. Er, so die Hoffnung der Bosse, soll auf dem Platz den Sprung in eine neue Dimension verkörpern.

Ein bescheidener Anfang

Ein Weltklub, das waren die Bayern schon länger. Aber eher so, wie München eine Weltstadt ist. Geliebt zwar vor denen, die dort zu Hause sind oder es für sich entdeckt haben. Aber im globalen Maßstab doch auch eher etwas für Eingeweihte und Kenner, nicht mit einem weltläufigen Klang der großen Metropolen, London, Mailand, Madrid. Im Fußball hat sich das mit der Verpflichtung Guardiolas geändert. Im Ausland ist nun Ehrfurcht da – und das Gefühl, dass München der letzte Schrei sein könnte, was die fußballerische Entwicklung angeht. Und da würde es gut ins Bild passen, wenn aus den Reihen auch eine globale Fußball-Ikone entspringen würde.

Dafür war es ein bescheidener Anfang am Samstag. Die Phantasie, die im besten Bayern-Kader der Historie steckt, lässt sich derzeit noch eher auf dem Papier als auf dem Platz studieren. Und es scheint, als sei es nicht zuletzt eine Frage des Kopfes, ob und wann die Rechnung aufgeht: Für das Team, das auf dem Weg zu vertrauter Klasse Guardiolas Gedanken verinnerlichen muss. Und für Götze, der auf dem Weg zum Weltstar zeigen muss, dass er bei allem Talent auch den Charakter dafür besitzt. In Dortmund durfte sich der ebenso selbst- wie statusbewusste Profi zuletzt schon als die größte Nummer fühlen. Und mancher fand, dass er diese Rolle doch ein bisschen zu gern angenommen hatte.

Bayern München: Neuer – Lahm, Boateng, Dante, Alaba – Schweinsteiger – Robben, Götze (68. Kroos), Thiago (62. Müller), Ribéry (80. Shaqiri) – Mandzukic
1. FC Nürnberg: Schäfer – Chandler, Nilsson (35. Dabanli), Pogatetz, Pinola – Feulner (72. Frantz), Stark, Balitsch, Plattenhardt (75. Kiyotake) – Drmic – Ginczek
Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Ribéry (69.), 2:0 Robben (78.)
Besonderes Vorkommnis: Alaba (Bayern München) scheitert mit Foulelfmeter an Schäfer (33.)
Gelbe Karten: Lahm (1), Mandzukic (2), Ribéry (1) / Ginczek (1)

3. Bundesliga-Spieltag
Ein Quartett an der Spitze


Mainz mischt bei den Großen mit: Punktgleich mit Dortmund, München, Leverkusen

Quelle: FAZ.NET
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2:0 gegen Nürnberg: Graue Premiere für das Bayern-Juwel

2:0 gegen Nürnberg

Graue Premiere für das Bayern-Juwel


Von Christian Kamp, München

Die Münchner machen Götze den Einstand schwer. Beim 2:0 gegen Nürnberg kommt der Neuzugang nicht über die Rolle des Mitläufers hinaus. Dagegen schießen die etablierten Helden Ribéry und Robben die Tore.

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