1899 Hoffenheim – Bayern München – Und am Ende gewinnen doch die Bayern

Es gibt Signale, die hellwachen Fußballprofis als ernsthafte Warnung dienen können. Die Spieler des FC Bayern München waren am Samstag um kurz nach halb drei Uhr nachmittags in der Sinsheimer Arena aber noch in einem Zustand kollektiver Dösigkeit, ergo nahmen sie das Signal überhaupt nicht wahr. Denn als Schiedsrichter Tobias Stieler das Spiel zum ersten Mal anpfiff, rannten Hoffenheimer Spieler so schnell in den Mittelkreis, dass der Unparteiische den Anstoß wiederholen lassen musste.

Da hätten bei den Münchnern alle Antennen hochgehen müssen, denn da war ja schon zu erkennen, wie aggressiv der Gegner umgehend attackieren würde. Aber keine einzige Antenne ging hoch. Die Bayern wollten sichtbar eine ruhige Kugel schieben, sie spielten zurück auf David Alaba, der von Kevin Kuranyi sofort unter Druck gesetzt wurde, den Ball quer zu Jerome Boateng passen wollte, ihn aber versehentlich exakt auf den gegnerischen Stürmer Kevin Volland spielte. Weil dann auch noch der verzweifelt herausstürzende Torwart Manuel Neuer ausrutschte, traf Volland mit der ersten Ballberührung eines Hoffenheimer Spielers in dieser aufsehenerregenden Begegnung schon nach 9,3 Sekunden.

So schnell ist noch nie zuvor ein Tor in der höchsten deutschen Spielklasse gefallen. Am Ende haben dann aber natürlich die Bayern gewonnen. So ist das in Deutschland, und niemand konnte hinterher sagen, dass es unverdient war, nachdem Thomas Müller kurz vor der Pause und der eingewechselte Robert Lewandowski in der 90. Minute den 2:1-Sieg herausgeschossen hatten. Jeweils nach Vorarbeit des wiederum sehr guten Douglas Costa. Der 30 Millionen Euro teure Brasilianer liefert zwar nicht den Beweis, dass Geld Tore schießt, aber immerhin legt er am Fließband für Tore auf.

Lahm lobt Guardiola

Pep Guardiola hat später am Abend sogar gesagt, er habe eines der besten Spiele seiner Mannschaft miterlebt, seit er Trainer in München sei. Man muss nicht alles für bare Münze nehmen, was im Profifußball so dahergeredet wird, niemand fragte weiter nach, weil Guardiola erkennbar nicht zum Kauderwelschen aufgelegt war. Aber wahrscheinlich hatte der Chefcoach damit weniger die spielerische Leichtigkeit, als vielmehr die astreine Mentalität gemeint. Denn der FC Bayern ließ sich weder vom Schock des frühen Gegentors erheblich irritieren noch von der Tatsache, dass Jerome Boateng in der 73. und 74. Minute erst Gelb und dann Gelb-Rot sah (völlig zu Recht wegen Foulspiels und Handspiels). Nachdem dann der Hoffenheimer Eugen Polanski mit seinem Strafstoß nur den Pfosten getroffen hatte, drehten die Münchner in Unterzahl erst richtig auf. Die Gastgeber konnten am Ende nicht mehr folgen.

Hinterher lobte Phillip Lahm seinen Trainer für viele richtige Entscheidungen. Das war auch deshalb bemerkenswert, weil Guardiola den Kapitän nach 67 Minuten ausgewechselt hatte. Schon im ersten Saisonspiel gegen den Hamburger SV war Immer-Spieler Lahm in den letzten 20 Minuten nicht mehr dabei gewesen. Diesmal kam Lewandowski für Lahm, Costa rückte von Linksaußen dann noch nach Rechtsaußen, dort, wo zuvor nacheinander Arjen Robben, Mario Götze (der gut spielte), manchmal Thomas Müller und einige Minuten lang auch Lahm agiert hatten.

Fünf Rechtsaußen binnen 95 Minuten – vor diesem ständigen Wechselspiel, dem Münchner Willen und der herausragenden individuellen Klasse vor allem von Costa, aber auch von Götze und Lewandowski vor dem entscheidenden Tor mussten am Ende auch die wackeren Hoffenheimer kapitulieren. Die sind nun nach dem schweren Auftakt in Leverkusen und gegen die Bayern ganz unten in der Tabelle, wollen aber nicht verzagen. Trainer Markus Gisdol berichtete, er habe nach dem Spiel „jeden einzelnen Spieler in den Arm genommen“, er glaube, „dass wir sehr viel Kraft aus diesem Spiel ziehen, denn wer die Bayern packen kann, kann auch jede andere Mannschaft packen“.

Guardiola wird kommenden Samstagabend im Spitzenspiel gegen Leverkusen sowohl auf den gesperrten Boateng als auch auf den mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel vorzeitig ausgeschiedenen Mehdi Benatia verzichten müssen. Damit fehlt die komplette Innenverteidigung. Der Brasilianer Dante – in Hoffenheim wie Sebastian Rode immerhin im Kader, aber ohne Einsatz – darf auf eine Bewährungsprobe hoffen. Es sei denn, er verließe den Verein noch. Dass Guardiola für Benatia lieber Rafinha brachte, dürfte Dante registriert haben. Sportchef Matthias Sammer sagte zum Abschied aus Hoffenheim vielsagend: „In der Transferperiode ist alles möglich.“

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