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Neuer in Not: Bayern Münchens Torwart rettet gegen Gladbachs Herrmann

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Neuer in Not: Bayern Münchens Torwart rettet gegen Gladbachs Herrmann
Der „deutsche Klassiker“, das war in den vergangenen Jahren auf dem besten Weg, ein geschützter Begriff zu werden: für das Duell der anderen Borussia mit dem FC Bayern. Rainer Bonhof, der Mönchengladbacher Vizepräsident, nutzte die verschobenen Kräfteverhältnisse dieses Herbstes, um seinen Klub wieder ins Spiel zu bringen. Es gebe, schrieb Bonhof im Vorwort des „Fohlen-Echos“, in der Bundesliga viele spannende Derbys, aber „nur einen echten Klassiker“, den der Borussia vom Niederrhein gegen den Rekordmeister aus München. Ein Hauch der 1970er Jahre wehte ja auch durchs Land angesichts der frischen Blüte der Borussia. Doch zu einem Revival jener goldenen Epoche taugte das Spitzenspiel anno 2014 nicht wirklich. Dafür fehlten schon allein die Tore.

Autor: Christian Kamp, Jahrgang 1974, Sportredakteur.
Dass es am Ende 0:0 hieß zwischen Borussen und Bayern war dann aber doch bemerkenswert – weil das paritätische Resultat den Bayern ein wenig schmeichelte. Nachdem sie die erste Hälfte kontrolliert hatten, ohne dabei allzu sehr ins Risiko zu gehen, wären sie nach der Pause beinahe in die Falle von Lucien Favres Borussen getappt. Den verstärkten Münchner Offensivbemühungen setzen sie drei, vier schnittige Konter entgegen, die bei einem schlechteren Torwart als Manuel Neuer gut und gerne zu einem Treffer hätten reichen können.

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Die Revolution fiel also aus – der alte Abstand von vier Punkten bleibt fürs erste erhalten. Und perspektivisch verbindet sich damit der Eindruck, dass die Borussen zwar nicht über eine ganze Saison die Münchner Extraklasse erreichen oder gar überbieten werden. Für eine Spitzenposition in Ligagruppe zwei mit Teams wie Leverkusen oder aktuell Hoffenheim und Wolfsburg spricht aber eine ganze Menge – und das ist doch allemal etwas. Die Reaktion des Gladbacher Publikums jedenfalls ging in Richtung Tagessieger und Trainer Favre befand: „Ich bin zufrieden.“
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Im Borussia-Park trafen sich am Sonntag die beiden defensivstärksten Teams der Liga. Zwei Gegentreffer hatten die Bayern hinnehmen müssen, die Borussen derer aber auch nur vier. Und so war nicht unbedingt von einer Fortsetzung der jüngsten bayerischen Freischusswoche mit dem 6:0 gegen Bremen und dem 7:1 in Rom auszugehen. Und tatsächlich waren Torchancen zunächst rar in einem zwar leidenschaftlich geführten, spielerisch aber nicht wirklich bezaubernden Duell.
Trainer Pep Guardiola hatte im Vergleich zur Gala von Rom auf Robben verzichten müssen, der die Reise nach Mönchengladbach gar nicht erst mitmachte, Boateng saß nur auf der Bank. Dafür begannen Rafinha und Dante, der frühere Gladbacher. In der Formation mit Vierer-Abwehrkette und Lahm neben Alonso im rechten Mittelfeld fanden die Bayern besser ins Spiel. Es war einfach abgeklärter, selbstverständlicher und sicherer, wie sich die Männer in Rot-Blau über den Platz bewegten – die Borussen hingegen wirkten nicht nur aufgedreht, sondern in einigen Szenen fast ein wenig übermütig.
Grund zu großem Selbstbewusstsein gab es schon, 14 Pflichtspiele ohne Niederlage und der beste Saisonstart seit 38 Jahren waren Ausweis der Stärke von Favres Borussia, und das 5:0 gegen Limassol in der Europa League hatte die Erwartungen noch einmal frisch geschürt. Aber Zypern ist nicht Bayern, und um die Münchner nachhaltig zu beeindrucken, genügten diese Wegmarken genauso wenig wie das eine oder andere Kabinettstückchen oder das auf Überrumpelung ausgerichtete Konterspiel, dem zumeist die nötige Präzision fehlte.
Immerhin aber ließen die Borussen es in der Zone vor dem eigenen Tor nicht an Konzentration vermissen, so dass in der ersten halben Stunde einzig ein Schuss von Rafinha, der aber immerhin an den Pfosten, als nennenswerte Möglichkeit für die überlegenen Bayern zu bilanzieren war. Beiden Teams bot sich im Schlussbogen der ersten Hälfte noch die Chance zur Führung. Zuerst war es die Borussia, der in der 34. Minute doch noch ein ausgezeichneter, ja fast perfekter Angriff gelang: Hahns Vorarbeit von der rechten Seite wurde dem höchsten Maßstab gerecht, Kruses Abschluss frei vor Neuer aber eben nicht ganz – der Bayer parierte im Stile eines Handballtorwarts mit der linken Hand. Und dann waren noch einmal die Münchner am Zug, als Lewandowskis Schuss, abgefälscht von Dominguez, Zentimeter am linken Pfosten vorbeikullerte.
Mit einem Unentschieden, so schien es, wollten sich die Bayern nicht zufriedengeben. Jedenfalls gaben sie sich erkennbar Mühe, ihren bis dahin gefälligen Ballbesitzfußball in Richtung des Wesentlichen zuzuspitzen. Davon wiederum profitierte das Spiel als Ganzes ungemein – denn nun boten sich auch den Borussen die Räume, die sie mit ihrem großzügig verteilten Offensivtalent gern flott und zielstrebig bespielen. So etwa nach 52 Minuten, als Kruse seinen rechten Flügelmann Hahn bediente – bei dessen Flachschuss brauchte es schon einen Reflex Neuers, wie er nicht jedermann gegeben ist. Herrmann und noch einmal Hahn feuerten weitere Warnschüsse in Richtung des Bayern-Tores, die mit einem Versuch von Bernat ans Außennetz antworteten.
Was schleppend begonnen hatte, nahm nun richtig Fahrt auf. Die Borussen, die nun ganz zu sich gefunden hatten, schienen im Besitz des an diesem Tage überlegenen Modells – Guardiola antwortete mit einem Signal zu noch mehr Offensive: nach gut einer Stunde brachte er Ribéry für Rafinha. Der musste jedoch, kaum auf dem Platz erst einmal mit ansehen, wie den Gladbachern abermals nur Zentimeter zur Führung fehlten: als Neuer nach einem Freistoß von Raffael gerade noch eine Hand an den Ball bekam. Danach hätten beide Teams das Spiel noch für sich entscheiden können. Dem Chancenplus der Borussia stand die große Chance des eingewechselten Pizarro gegenüber, der in der Nachspielzeit frei vor Sommer stand. Ein Münchner Sieg wäre des Gute aber auch etwas zu viel gewesen.
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